Urban Exploring & Lost Places fotografieren

Von Yella Roth - Mo, 24.02.2020 - 12:27
© Unsplash | So verwunschen kann Urban Exploring sein.

Urban Exploring, Urban Exploration oder auch UrbEx, Modern Ruins, Urban Photography oder einfach Lost Places - Das Phänomen hat viele Namen und die Szene wächst ständig! Urban Exploring zeichnet sich durch den Reiz des Verbotenen, die Schönheit des Verfalls und den Nervenkitzel beim Erkunden vergessener Orte aus. Immer mehr Fotografen und Fotografinnen dokumentieren und erkunden zerfallene Gebäude, Fabriken oder Militäranlagen. Allerdings: Das Betreten dieser oft abgelegenen und verwitterten Orte kann gefährlich sein und bedarf präziser Vorbereitung. 

Vielleicht wollen Sie selbst schon einmal einen Lost Place erkunden und atemberaubende Fotos schießen, wissen aber nicht, wo und wie Sie anfangen sollen? Entdecken Sie dann hier im Artikel alles Wissenswerte und die besten Tipps rund um UrbEx und Lost Places.

 

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Urban Exploring als hautnaher Geschichtsunterricht

Übersetzt bedeutet Urban Exploring so viel wie Stadterkundung. Die Bezeichnung Lost Places steht für verlassene Orte. Jeder dieser verlassenen Orte hat seine eigene Geschichte. Die Anfänge der künstlerisch-professionellen Urban Explorer Szene gehen bis in die 1960-er Jahre zurück. Die berühmten Katakomben von Paris werden allerdings schon seit Jahrhunderten von Abenteurern besucht. Die Faszination für die Erkundung dieser schaurig-schönen Orte ist wahrscheinlich schon viel älter. Häufig präsentieren Fotografen und Fotografinnen ihre Aufnahmen der Lost Places anonym auf Foren oder über Social Media. 

Gerade in Ostdeutschland sind viele dieser neueren Ruinen auf die Geschichte der deutschen Teilung und die Anwesenheit der sowjetischen Armee zurückzuführen. Als Militärstützpunkte, Krankenhäuser oder Siedlungen für Soldaten und deren Familien wurden viele Gebäudekomplexe in der ehemaligen DDR genutzt. Nach der Wiedervereinigung hinterließen die Sowjets, aber auch Investoren aus dem Westen diese Gebäude ihrem Schicksal. Doch auch verlassene Fabriken, Vergnügungsparks, herrschaftliche Villen, selbst Tankstellen oder Schulen in den verschiedensten Stadien des Verfalls können Sie nicht nur im Osten, sondern überall auf der Welt entdecken.

Urban Exploring führt Sie an die unterschiedlichsten Orte.
© Unsplash | Eine Stadterkundung mit Lost Places führt Sie an geschichtsträchtige Orte.

Im Westen von Deutschland finden sich im Ruhrgebiet vor allem viele ehemalige und stillgelegte Industrieanlagen, die von der industriellen Vergangenheit der Region zeugen. Neben zugänglichen, sehr bekannten und restaurierten Industrieruinen wie dem Landschaftspark Duisburg-Nord, der Zeche Zollverein in Essen oder der Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck, gibt es noch viele unbekannte Orte zu entdecken. Selbst unterirdische Bunkeranlagen finden sich im Ruhrgebiet!

Das höchste Gebot der Urban Explorer ist es, keine Veränderung an den Ruinen anzubringen. Sie nehmen nichts außer ihren Bildern und hinterlassen nur Fußspuren. Vandalismus und ein respektloser Umgang mit dem fremden Eigentum sind tabu. Denken Sie daran, UrbEx ist eine rechtliche Grauzone. Im Prinzip begehen Sie Hausfriedensbruch, was aber nicht zwangsläufig zur Anzeige führen muss. Seien Sie respektvoll, gut vorbereitet und beachten Sie die lokalen Gegebenheiten!

Goldene Regel beim Urban Exploring: Lassen Sie alles so, wie Sie es virgefunden haben.
© Unsplash | Auch wenn Lost Places verlockend sein können: Lassen Sie alles in dem Zustand, den Sie vorgefunden haben.

Bei der Szene der Urbexer geht es darum, Geschichte nachzuvollziehen, zu dokumentieren und die einzigartige Atmosphäre eines solchen Ortes zu erfahren. Ein wenig Gruselstimmung und Nervenkitzel schwingen dabei immer mit. Manche Orte wirken, als wären sie gerade erst verlassen worden, andere zeugen von ihrer dunklen Vergangenheit. Sicher haben Sie schon einmal Aufnahmen der Heilstätten in Beelitz bei Berlin gesehen, die als Luftkurort für tuberkulosekranke Städter dienten. Der um 1900 erbaute Krankenhauskomplex dient oft als Filmkulisse und strahlt eine starke, unheimliche Stimmung aus. Genauso faszinierend wie die Geschichte dieser Orte sind die Fotos, die bei solchen Urban Exploring Expeditionen entstehen. 

Schaurig schön: Urban exploring.
© Jérémy Marais | Schaurig-schönes Urban Exploring. 

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Wo und wie finde ich Lost Places?

Das Spannende und Frustrierende zugleich an den Lost Places ist, dass sie versteckt und abgelegen sind. Daher ist eine der häufigsten Fragen: Wo befinden sich Lost Places? Urban Explorer verraten die genaue Lage ihrer besten Fundstücke so gut wie nie. Genaue Ortsangaben mit Koordinaten oder Straßenangaben werden Sie in dieser Szene selten finden.

Der Spreepark in Berlin. Ein bekanntes Urban Exploring Ziel.
© Unsplash | Der Spreepark in Berlin. Ein bekanntes Urban Exploring Ausflugsziel.

Fangen Sie bei Ihrer Recherche nach Lost Places doch mit diesen Tipps an:

  • In einschlägigen Foren oder Facebook-Gruppen der Urban Explorer Community werden Sie schnell fündig und können sich von Fotos inspirieren lassen. Oft verstecken sich Hinweise auf die Location eines Ortes in den Fotos selbst.
  • Lesen Sie sich in die Geschichte einer Region ein (inwiefern möglich). So wissen Sie noch besser, auf welche Artefakte Sie bei der Begehung achten müssen und was diese für Geschichten erzählen. Das Stadtarchiv und alte Grundbücher können Ihnen ebenso weiterhelfen!
  • Auch auf Luftbildern oder Satellitenaufnahmen können Sie manchmal verlassene Orte entdecken.
  • Fragen Sie Ortsansässige! Vor allem ältere Menschen, die einen Bezug zum Ort haben, werden sich an so manches Juwel erinnern können. Eine alte Schuhfabrik, das ehemalige Gymnasium, die verlassene Kaserne, etc...

 

Auch Ausschnitte und Details lassen die Besonderheit eines Lost Place erfahren.
© Unsplash | Urban Exploring heißt auch, Details zu entdecken.

Manche Orte sind allerdings mittlerweile gut erschlossen und weltbekannt. Der Spreepark in Berlin oder die bereits erwähnten Beelitzer Heilstätten sind solche Beispiele. Da diese Orte schon touristisch überlaufen sein können oder von Vandalismus bedroht sind, bieten verschiedene Organisationen legale Führungen und Foto-Touren an. Ob so eine geführte Fototour allerdings den Reiz des UrbEx wiedergeben kann, muss jeder Fotograf und jede Fotografin für sich selbst entscheiden!
Bekannte und legale Orte für Lost Places in Deutschland mit Führungen finden Sie zum Beispiel hier:

 

Welche Gebäude und Orte können Lost Places sein?

Fast aus jeder Epoche und in jeder Stadt lassen sich verwilderte, aufgegebene und verlassene Orte finden. Denken Sie zum Beispiel an die Katakomben von Paris, Rom oder Neapel. Kanalisationen und alte U-Bahn-Tunnel verbergen sich im Unterbauch der Stadt. Industrieruinen, wie Sie sie im Ruhrgebiet finden, Stollenanlagen von alten Bergwerken oder längst geschlossene Fabriken können Sie in alten Industriegebieten ausfindig machen. Verlassene Einrichtungen des öffentlichen Raums wie Schulgebäude, Krankenhäuser, Sanatorien  oder Kirchen lassen sich ebenso entdecken wie Überbleibsel des Zweiten Weltkriegs. Vergessene Militärstützpunkte, Luftschutzstollen und Bunker zeugen von ihrer traurigen Vergangenheit. Vor allem in Osteuropa können Sie noch viel Architektur des Brutalismus aus der Zeit des Kommunismus entdecken. Die Überbleibsel des Brutalismus, die der Verwilderung ausgesetzt sind, bilden besonders beeindruckende Kulissen für Ihre Stadterkundung! 

Der Zauber des Verfalls: Lost Places.
© Unsplash | Die Magie des Verfalls: Lost Places haben ihren ganz besonderen Reiz.

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Wie bereite ich mich richtig auf Urban Exploring vor?

Wer auf eigene Faust unberührte und weniger bekannte Orte erschließen möchte, sollte nichts dem Zufall überlassen! Leichtsinn und zu große Neugier können zu Unfällen und Verletzungen führen. Eine umfassende Vorbereitung ist daher essenziell!

  • Vergessen Sie nicht, jeder Lost Place hat meistens einen Eigentümer! Sei es die Gemeinde, die Stadt oder ein Privateigentümer. Klären Sie daher im Vorfeld, ob Sie das Gelände betreten dürfen und Ihre Fotos veröffentlichen können. Es sollte selbstverständlich sein, dass Sie verschlossene Türen, Zäune oder Fenster nicht eigenmächtig öffnen! Hausfriedensbruch ist strafbar!
  • Machen Sie erst eine Probebegehung ohne Kamera-Ausrüstung. So können Sie einschätzen, ob es sich wirklich um einen verlassenen und nicht nur verwahrlosten Ort handelt. Dann kommen Sie auch schnell dahinter, ob es womöglich zu gefährlich zum Begehen und Fotografieren ist!
  • Gehen Sie mindestens zu zweit auf Erkundungstour.
  • Weihen Sie eine/n Dritte/n ein, wo genau Sie sich aufhalten werden. Hinterlegen Sie die genauen Koordinaten bei dieser Person und notieren Sie sich diese sicherheitshalber auf dem Arm für den Notfall. 
  • Vereinbaren Sie eine Zeit, zu der Sie zurück sein möchten.

 

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Welche Ausrüstung brauche ich als UrbExer?

Die richtige komfortable und praktische Kleidung und ein gut gepackter Rucksack können den Unterschied machen!

Die richtige Kleidung für Urban Exploring: komfortabel und praktisch.
© Unsplash | Beim Urban Exploring kommt es eher auf Komfort und Funktion Ihrer Kleidung an.

  • Ziehen Sie festes Schuhwerk an, am besten Wanderschuhe oder mindestens knöchelhohe Boots! Neben Trittfestigkeit bieten sie den Vorteil, dass sie gegen Insekten und vor allem Zecken schützen!
  • Vermeiden Sie kurze Hosen und weit abstehende Kleidung. So sind Sie gegen rostige Nägel, Dornen, Splitter und andere Unannehmlichkeiten geschützt.
  • Am besten ältere Kleidung anziehen, die schmutzig werden darf und auch ein Loch verträgt.
  • Ein Helm kann sinnvoll sein, ebenso ein Seil und eine Atemschutz- oder Staubmaske.
  • Jede Person Ihrer Expedition erhält eine Taschenlampe. Sehr geeignet sind zum Beispiel Stirnlampen. So haben Sie die Hände frei!
  • Laden Sie Ihr Handy vorher auf und nehmen Sie eine Powerbank mit.
  • Nehmen Sie ein Erste-Hilfe-Set mit. Zum Beispiel den Verbandskasten aus dem Auto.
  • Ein kleiner Vorrat an Wasser und Essen ist immer praktisch, wenn Sie den ganzen Tag unterwegs sind.

 

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Was muss ich bei der Begehung eines Lost Places beachten?

Sind Sie einmal an Ihrem auserkorenen Zielort, dann ist besondere Vorsicht geboten! Durch die Abgeschiedenheit mancher Lost Places kann es sein, dass Sie zum Beispiel wenig Netzempfang haben und keinen Notruf absetzen können! Unsere Empfehlungen:

  • Klettern Sie nur, wenn Sie erfahren sind und vor allem, klettern Sie niemals ungesichert. 
  • Immer nur mit einem Fuß voran tasten und nicht gleich das ganze Körpergewicht verlagern - oft herrscht Einsturz- und Einbruchsgefahr!
  • Leuchten Sie Ihre Umgebung aus, da sich Löcher im Boden und der Decke, sperriger Schutt und andere Hindernisse im Dunkeln verbergen können.
  • Seien Sie höchst aufmerksam und konzentrieren Sie sich auf Ihre Umgebung.
  • Halten Sie sich mit einer Hand fest, während die andere die Kamera hält oder bei stabilem Untergrund nehmen Sie beide Hände an die Kamera.

 

Sicherheit steht an erster Stelle beim Urban Exploring.© Unsplash | Achten Sie bei der Begehung eines Lost Place vor allem auf Ihre Sicherheit!

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Wie fotografiere ich Lost Places richtig?

Lost Places fotografieren nennt man auch Ruinen-Fotografie. In den letzten Jahren hat sich eine beachtliche Szene an Abenteuerlustigen herausgebildet, die die morbide Schönheit der modernen Ruinen dokumentiert. Aussagekräftige Bilder sind dabei ein Zusammenspiel aus richtiger Beleuchtung, der richtigen Kameraausrüstung und gekonnter Bildbearbeitung!

Mit den richtigen Tipps zu Lost Place Fotografie machen Sie professionelle Bilder!
© Jérémy Marais | Spektakuläre Aufnahme eines Lost Place in Paris.

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Welches Kamera-Equipment eignet sich zum Urban Exploring?

Generell gilt: Überlegen Sie sich vorher genau, was Sie fotografieren möchten. Das erschließt sich auch durch eine erste Probebegehung. Möchten Sie einen großen Eindruck wiedergeben und weitwinklige Aufnahmen und Totalen zeigen? Oder geht es Ihnen mehr um spannende Details? Wissen Sie, wieviel Licht Sie zur Verfügung haben werde? Haben Sie diese Fragen für sich geklärt, dann können Sie Ihre Fotografieausrüstung besser auf Ihre Bedürfnisse abstimmen. Brennweite, Lichtquelle und co. ergeben sich so fast von alleine.

  • Verwenden Sie sehr lichtstarke Objektive. Im Zweifelsfall sparen Sie sich das Blitzlicht, das unnatürlich wirken kann.
  • Empfehlenswert sind Weitwinkel- und Tilt-Shiftobjektive (also im Bereich von unter 35mm). Ein Weitwinkelobjektiv, beziehungsweise Superweitwinkelobjektiv mit Brennweiten von 12- 24 mm, kann sehr hilfreich sein. Damit bekommen Sie auch in kleinen Räumen viel von der Umgebung aufs Bild.  
  • Ein Zoom-/Reiseobjektiv ist immer ein guter Allrounder, wenn Sie leicht bepackt unterwegs sein möchten.
  • Wenn Sie eher an Details interessiert sind, dann können Sie auch ein Teleobjektiv bis 200 mm einpacken oder mit dem Makroobjektiv experimentieren.
  • Für Gebäude mit genug natürlichem Lichteinfall reicht ein Aufsteckblitz und/oder eine lichtstarke Taschenlampe. Für unterirdische Bunker und dergleichen sollten Sie allerdings ein Lichtsystem mitnehmen.
  • Ihre Kamera sollte mindestens eine Handschlaufe oder einen Tragegurt haben, ein Gurtsystem ist noch geeigneter, dann haben Sie die Hände frei.
  • Ein Fotorucksack, zum Beispiel als Slingba, ist besser als ein paar lose Taschen.
  • Ganz wichtig: Ein stabiles Stativ! Das können Sie selbst zum Abstützen benutzen.
  • Reinigungszeug für die Kamera und Objektive sind wegen der oft verschmutzten Umgebung anzuraten (z.B. ein Lens Cleaner Stift, ein Mikrofasertuch oder ein kleines Druckluftspray) 
  • Fernauslöser für die Kamera helfen gegen Verwacklungen.
  • Ausreichend Speicherkarten nicht vergessen!
  • Ersatzbatterien für Kamera, Blitz und Licht sind echte Lebensretter.

 

Lost Places: Auch aus der Ferne ein Hingucker.
© Unsplash | Auch aus der Ferne oder mit einer Drohne gelingen tolle Aufnahmen von Lost Places.

Extra-Tipp: Auch Drohnenaufnahmen  aus der Ferne und Außenaufnahmen können beeindrucken! Sollten Sie vor verschlossenen Türen stehen, können Sie immer noch ein imposantes Luftbild machen.

 

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Welche Kameraeinstellungen muss ich für Lost Place Fotografie verwenden?

Das große Problem beim Fotografieren von Lost Places ist die Lichtsituation. Im Untergrund in Stollenanlagen, Katakomben oder Bunkeranlagen ist Tageslicht natürlich rar. Es ist nicht empfehlenswert, die elektrische Beleuchtung vor Ort zu verwenden, da zum Beispiel Stromkabel offen liegen können oder Sie nicht wissen, ob Ohne mitgebrachte Lichtquellen werden Sie nur sehr dunkle Aufnahmen machen können. Für verwacklungsfreie Aufnahmen ist ein Stativ unerlässlich. Mit ein paar Einstellungen an Ihrer Kamera holen Sie jedoch das Beste aus der spärlichen Lichtsituation heraus.

  • Eine längere Belichtungszeit zum Beispiel ⅓ Sekunde bis 3,2 Sekunden holt bei stabilem Untergrund (Stativ) viel aus Ihren Bildern heraus.
  • Mit einem Fernauslöser und einer Spiegelvorauslösung vermeiden Sie zusätzlich Verwacklungen, das ist besonders praktisch für Bildreihen (zum Beispiel HDR Aufnahmen).
  • Die Blende stellen Sie je nach Motiv ein: Ist viel oder wenig Tiefenschärfe gewünscht, machen Sie eine Nahaufnahme oder eine Totale? Fotografieren Sie mit Gegenlicht oder Licht im Rücken?
  • Den ISO-Wert belassen Sie am besten bei 100. Zu hohe Einstellungen führen nur zu Bildrauschen. Gleichen Sie dunkle Stellen lieber mit der entsprechenden Beleuchtung aus oder  in der Nachbearbeitung!

 

Lost Places können auch sehr herrschaftliche Schlösser sein.
© Jérémy Marais | Eine Gruselschloss wie aus dem Märchen: Nicht nur Industrieruinen und Bunker entdeckt man beim Urban Exploring.

Noch mehr erfahren? Der Pariser Fotograf Jérémy Marais erzählt von seinen Erfahrungen als Urban Explorer und gibt Tipps zu seiner Kameraausrüstung. Lassen Sie sich inspirieren von unserem Interview!

 

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Welche Motive sind schön für Urban Exploring?

Fehlt Ihnen ein konkretes Motiv für Ihre Urbex Tour? Lassen Sie sich erst einmal ein auf die Umgebung, am besten bei der ersten Begehung ohne Profi-Kamera. Vielleicht “notieren” Sie erst einmal mit Ihrer Handykamera Ihre Fundstücke. 

Sie können folgende Beobachtungen machen: Wie wirken zerbrochene Fenster und Scheiben - von innen und von außen? Im Gegenlicht oder mit dem Licht in Ihrem Rücken? Für Detailaufnahmen können Sie auf Artefakte wie Geschirr, abgebröckelte Farbe an Wänden und Geländern (Oberflächenfotografie), Möbel, die achtlos abgestellt wurden, oder aufgebrochene Dielenbretter achten.

Auch Ausschnitte und Details lassen die Besonderheit eines Lost Place erfahren.
© Unsplash | Dieses "Portrait" eines Fußballs vermittelt ein Gefühl für den ganzen Raum dieses Lost Place.

Weiterhin: Können Sie ein Raumgefühl erzeugen? Zum Beispiel in einem Tunnel eines unterirdischen Bunkers? Lassen Sie die Betrachtenden ein Gefühl bekommen für die klaustrophobische Situation an so einem Ort, z.B. durch im Hochformat zu fotografieren. Ist Ihr Lost Place kalt und zugig oder staubig und heiß? Bringen Sie dann diese Indikatoren ins Bild: Regentropfen und Kondenswasser, Staub und Sand. Schauen Sie genau hin, wie sich die Natur ein Gebäude zurückerobert. Denken Sie dabei an wucherndes Efeu, Gräser oder Insekten, die sich in Rissen und Spalten angesiedelt haben.

Reizvolle Aufnahmen bilden auch Shoots mit Modellen. Der Kontrast von lebendigen, aufwändig gestylten Models inmitten einer Ruine kann sehr aufregende Motive liefern!

Auch wenn Lost Places verlockend sein können: Lassen Sie alles so, wie Sie es vorgefunden haben.© Unsplash | Die Natur erobert sich diesen Lost Place schrittweise zurück.

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Tipps für Komposition und Bildbearbeitung nach dem Urban Exploring

Wenn Sie Ihr Motiv gefunden haben, dann möchten Sie es natürlich auch entsprechend inszenieren und zum Strahlen bringen! 
Da es sich bei Urban Photography großteils um Architektur Fotografie handelt, wenn Sie Lost Places ablichten, können Sie auch hier die gängigen Gestaltungs- und Kompositionsregeln beachten.

  • Mit dem goldenen Schnitt oder der Drittel-Regel arbeiten.
  • Auf dynamische und dominante Linien achten, die ins Bild hinein führen.
  • Stürzende Linien vermeiden.
  • Dramatik mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen erzeugen.

 

Urban Exploring vom Feinsten.© Unsplash | Die gelungene Bildkompositon macht aus einem Lost Place einen Hingucker.

Immer wichtig beim Fotografieren: Im RAW-Format arbeiten. So haben Sie hinterher alle Freiheiten in der Bildbearbeitung und können einfache Korrekturen ausführen wie einen nachträglichen Weißabgleich. Ist die Aufnahme und die Komposition gelungen, dann empfiehlt es sich, nachträgliche Korrekturen in einem Bildbearbeitungsprogramm vorzunehmen. Die wichtigsten Anpassungen in der Bildbearbeitung sind im Bereich Licht und Schatten zu treffen, da die Lichtsituation vor Ort sehr unterschiedlich ausfallen kann. Arbeiten Sie schon während der Aufnahmen mit Ihrem Histogramm an der Kamera. So vermeiden Sie Über- und Unterbelichtung. Fügen Sie auch erst in der Nachbearbeitung Effekte wie schwarz-weiß ein! Viele UrbExer bedienen sich eines Tricks: Fügen Sie mehrere Belichtungsreihen in Programmen wie Lightroom zu einer einzigen HDR Aufnahme zusammen. HDR steht für high dynamic range. So erhalten Sie fast surreal anmutende kontrastreiche Bilder, die Sie niemals in einer einzigen Aufnahme erreichen könnten. Glanzlichter, Schatten, Farbkontraste und vieles mehr kommen so in einer einzigen Aufnahme richtig zur Geltung! Entdecken Sie noch mehr  Tipps zu Bildkomposition und Bildaufbau in unserem umfangreichen Artikel!

In HDR kommt Urban Photogrpahy/ Lost Place Fotografie toll zu ihrem Recht.
© Unsplash |Als HDR strahlen Ihre Fotos von Lost Places erst richtig!

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Veredeln Sie Urban Photography als Kunstwerk

Sind Ihnen mit unseren Tipps richtig starke Aufnahmen gelungen? Dann denken Sie über eine gebührende Präsentation nach! Gerade für Fotowettbewerbe oder Ausstellungen wie die urbEXPO kann eine professionelle Kaschierung den Unterschied machen! Doch auch in Ihrem Zuhause verdienen Ihre schönsten Aufnahmen zu einem edlen Hingucker zu werden!  

Unsere Empfehlungen für die besten Resultate sind: 
Auflösungsstarke HDR Aufnahmen kommen besonders als Foto hinter Acrylglas zur Geltung. Zum Beispiel als ultraHD Prints oder als ultraHD Metallic-Abzug .
Einen besonderen Effekt erzielen Sie mit dem Butlerfinish auf Alu Dibond. Das gebürstete Aluminium eignet sich besonders für raue Architekturaufnahmen.
Ein edler Klassiker sind Fotos auf Ilford Barytpapier für kontrastreiche Schwarz-Weiß-Fotos. So werden Ihre Aufnahmen direkt zum aussagekräftigen Kunstwerk!
Ihr Foto im Passepartoutrahmen stellt die feinen Details fragiler Detailaufnahmen heraus.

 

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Das Wichtigste über Urbex und Lost Places auf einen Blick

  • Recherchieren Sie Lost Place mithilfe des Internets, Archiven oder Ortsansässigen.
  • Die erste Begehung sollte ohne Kameraausrüstung sein → ist der Ort sicher genug zum Betreten, welche Art von Fotos eignen sich? 
  • Die richtige Vorbereitung ist essenziell: Kleidung (funktional, bedeckt, komfortabel), Ausrüstung (vor allem ausreichend Lichtquellen, Batterien, Stativ), Proviant.
  • Denken Sie an Notfallkontakte, die über Ihr Vorhaben informiert sind.
  • Bei der Begehung (mit der Kamera) steht Sicherheit an erster Stelle!
  • Die richtigen Kamera-Einstellungen sind: Längere Belichtungszeit, ISO-Wert 100, Spiegelvorauslösung verwenden
  • Wichtigste Kameraausrüstung: Lichtstarke Objektive, Beleuchtung und Stativ mitnehmen.
  • Schöne Motive: Kontraste aufzeigen, Spiel mit Detailaufnahmen und Totalen, Schwarz-Weiß-Aufnahmen.
  • Machen Sie Aufnahmen nach Kompositionsregeln und bearbeiten Sie Ihre Fotos später.
  • Geben Sie Ihren besten Aufnahmen ein hochwertiges Finish, zum Beispiel als Wandbild. 

 

Auch mal luftig: Urban Photography im Freien
© Unsplash | Urban Photography geht auch luftig und hell: Eine verlassene Wasserrutsche im Schnee.

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Unsere weiterführenden Tipps

Wenn Sie sich für die verlassene Architektur des Brutalismus interessieren, schauen Sie sich doch den beeindruckenden Bildband “CCCP” von Frederic Chaubin an. In der Mediathek des Senders Arte ist ebenso eine kleine Dokumentationsreihe über Urban Exploring in Osteuropa zu sehen, in der Ortsansässige die teils schaurigen Überreste des Kommunismus betreten und zu deren Geschichte erzählen.

Informieren Sie sich bei Communities und Onlinemagazinen der Szene noch ausführlicher, z.B. über Locations:

 

Wir wünschen Ihnen viel Spaß und Abenteuerlust beim Fotografieren!

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