
Wer regelmäßig fotografiert, sei es in der näheren Umgebung oder auf Reisen, kennt sicher das folgende Problem: Übers Jahr hinweg sammeln sich tausende von Fotos an und Sie kommen kaum mit der Sichtung und Bearbeitung hinterher. Zumindest geht es mir so.
Es macht mir einen riesen Spaß, unterwegs zu sein und Fotos zu machen. Aber das Drücken des Auslösers ist nur ein kleiner Teil vom fotografischen Prozess. Erst wenn es ein Foto auch an die Wand, oder zumindest in mein online Portfolio geschafft hat, ist es wirklich fertig. Und das kann für mache Fotos Jahre dauern.
Um bei der Menge an Fotos, mit denen Sie es im digitalen Zeitalter zu tun haben, den Überblick nicht zu verlieren und zu gewährleisten, dass Sie selbst Jahre später die Schätze im Archiv wiederfinden, ist ein System sehr hilfreich.
In diesem Artikel teile ich mein System - vom Import der Fotos mit der richtigen Verschlagwortung über die erste Auswahl, ein solides Backup bis hin zum Wiederfinden der Fotos für den Druck.
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Bildimport und Archivierung
Wenn ich von einer Fototour oder Reise zurückkehre, steht als erstes der Import der Fotos am heimischen PC an. Ich nutze dazu Adobe Lightroom, das sich für mich über Jahre hinweg bewährt hat und selbst mit meinem Archiv von über 30000 Fotos gut zurechtkommt. Lightroom organisiert dazu die Fotos in einem Katalog, der schnellen Zugriff gewährleisten soll.
Andere Programme, wie z.B. Capture One, bieten ähnliche Möglichkeiten wie Lightroom. Die folgenden Ausführungen sind deshalb nicht an Lightroom gebunden und sollten sich mit den meisten Programmen, die Import und Archivierung unterstützen, umsetzten lassen.
Das Wichtigste ist für mich hier, dass ich mich nicht auf proprietäre Lösungen verlasse. Deshalb setzte ich auf offene Formate wie EXIF und IPTC und nutze deren Möglichkeiten bei Bildimport und Archivierung. Ein weiterer wichtiger Baustein ist eine durchdachte Ordnerstruktur, über die ich schnell eine Übersicht über meine Fotos bekomme.
Ein alternatives Vorgehen wäre, sich ganz auf den Lightroom Katalog zu verlassen und mit Sammlungen zu arbeiten. Damit bindet man sich jedoch an die verwendete Software und es entsteht schnell Chaos.
Nach obenDie richtige Ordnerstruktur
Da sich für mich die Fotografie fast ausschließlich auf Reisen abspielt, ist eine Kategorisierung der Fotos nach Reisezielen und Jahren essentiell.
In diesem Ausschnitt meiner Ordnerstruktur sehen Sie einige wichtige Punkte:
- Alle Bilder aus einem Jahr landen in einem Jahresordner
- Ich verwende das Jahr zusammen mit dem Ort der Reise im Namen der jeweiligen Unterordner
- Jeder dieser Unterordner hat ein master und ein raw Verzeichnis
So bekomme ich sehr schnell einen Überblick, wie viele Fotos ich an unterschiedlichen Destinationen gemacht habe. In der Regel reicht mir diese Kategorisierung auch schon, um bestimmte Fotos wiederzufinden. Zumindest für die letzten zehn Jahre kann ich noch sehr gut sagen, was ich auf welcher Reise fotografiert habe.
Doch was hat es mit den raw und master Verzeichnissen auf sich? Im raw Ordner landen, wie es der Name schon vermuten lässt, die RAW Fotos nach dem Import. Im master Verzeichnis hingegen speichere ich die in Photoshop bearbeiteten Fotos, die mir als Quelle für den Export zum Druck, fürs Web oder für Bildagenturen dienen.
Nach obenVerschlagwortung
Die vorgestellte Ordnerstruktur bietet mir eine grobe Übersicht. Manchmal möchte ich aber noch gezielter nach einem Foto suchen. Z.B. könnte ich von einer Agentur oder einem Kunden die Anfrage nach einem Strandfoto mit Felsen bekommen, das einen Sonnenaufgang zeigt und in Südamerika aufgenommen wurde.
Hier hilft eine gute Verschlagwortung und die bereits angesprochen offenen Formate. Die EXIF Daten enthalten neben Informationen zur verwendeten Kamera und den Kameraeinstellungen z.B. auch GPS Daten, wenn dies von der Kamera unterstützt wird und bei der Aufnahme des Fotos aktiviert war. Das kann bei der Suche nach Fotos von bestimmten Orten sehr hilfreich sein.
Meine Kamera unterstützt GPS jedoch nicht. Ich setzte deshalb ganz auf IPTC und die richtige Verschlagwortung der Bilder. Bereits beim Import in Lightroom erstelle ich Metadaten und hänge diese direkt an die Bilder an. Die Metadaten, die ich hier verwende, halte ich so allgemein, dass ich sie auf ein größeres Set von Bildern anwenden kann. Hier taucht z.B. der Ort der Reise auf, Details zum fotografischen Genre und weitere Charakteristiken. Je mehr Sie sich hier die Zeit nehmen, ins Detail zu gehen, desto leichter finden Sie später spezielle Fotos wieder.
Und auch nach dem Import verfeinere ich die Metadaten in Lightroom noch. Besonders wenn ich Fotos für Agenturen vorbereite, erweitere ich die Metadaten für jedes einzelne Foto.
Nach obenMarkierungen
Nach dem Import der Fotos folgt möglichst bald die erste Sichtung. Hier geht es darum, missglückte Fotos bereits für die spätere Löschung auszusortieren und gute Fotos für die spätere Bearbeitung zu markieren.
Lightroom und auch andere Programme bieten hier unterschiedliche Markierungsmöglichkeiten an. Ich vergebe für Fotos, die ich löschen möchte, einen einzelnen Stern. Und Fotos, die ich bearbeiten möchte, markiere ich grün. Nach der erste Sichtung filtere ich dann auf alle Fotos mit einem Stern und lösche diese.
Es lohnt sich dieses Vorgehen regelmäßig zu wiederholen. Wenn Sie etwas Abstand zu einer Reise gewonnen haben, fällt es oft leichter die Spreu vom Weizen zu trennen.
Unter den fertig bearbeiteten master Dateien kann ich weitere Sterne vergeben. Wie man im Ausschnitt des master Verzeichnisses von Kolumbien sieht, nutze ich drei bis fünf je nach Güte der Fotos.
Suchen und Filtern
Wie bereits angesprochen, reicht mir meist die Ordnerstruktur, um ein Foto zu finden. Die Verschlagwortung und Markierung kann ich für genauere Recherchen nutzen und noch gezielter suchen, wie Sie das am Beispiel von Hanoi sehen können. Hier habe ich nach Stichworten gesucht und dann über die Farben- und Sternmarkierung weiter eingegrenzt.
Backup
Es ist keine gute Idee, das Fotoarchiv an nur einem einzelnen Ort aufzubewahren. Geht eine Festplatte kaputt, sind schnell all Fotos verloren. Eine Backupstrategie ist deshalb sehr wichtig.
Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten, vom manuellen Backup über das automatische Backup bis hin zur Cloudlösung. Wie schon bei der Archivierung ist es mir wichtig, keine proprietären Lösungen zu verwenden. Z.B. gibt es Backuplösungen, die automatisch bestimmte Verzeichnisse sichern können und es dabei sogar ermöglichen, zu verschiedenen Zeitpunkten zurückzukehren. Solche Lösungen basieren jedoch oft auf bestimmten Container Formaten für die Backupdateien und ohne spezielle Software lassen sich diese nicht öffnen.
Was ich jedoch möchte, ist, dass die Dateien im Backup genauso eigenständig sind wie auf meinem PC. Für die Synchronisierung nutze ich deshalb die freie Software FreeFileSync, die es mir ermöglicht genau festzulegen, welche Ordner ich wie synchronisieren möchte und die dabei die Ordnerstruktur intakt lässt.
Damit synchronisiere ich einmal pro Woche mein Fotoarchiv mit einem Haupt-Backup, bei dem es sich um ein Raid-1 System mit zwei Festplatten handelt. Dieses Haupt-Backup steht bei mir zu Hause. Nach diesem Backup habe ich drei Kopien von meinen Fotos und könnte einen Festplattenfehler sehr gut abfangen.
Sicher ist diese Backuplösung jedoch noch nicht. Elementarschäden oder Einbruch werden bei diesem Backup nicht berücksichtigt. Deshalb habe ich noch zwei externe Backups, die ich ebenfalls einmal pro Woche synchronisiere. Ich lagere diese an unterschiedlichen Orten und gewährleiste so, dass zu keinem Zeitpunkt alle Backups bei mir zu Hause sind.
Das hier dargestellte System nenne ich Backup Rotation:
- am Samstag führe ich Synchronisation mit dem Haupt-Backup durch
- Montag synchronisiere ich das Externe Backup 1
- Mittwoch synchronisiere ich das Externe Backup 2
Cloud
Wenn Sie eine schnelle Internetverbindung haben, dann können Sie, anders als ich, auch eine Cloud Lösung in Betracht ziehen. Damit können Sie das externe Backup umsetzten, ohne dass Sie physikalische Speicher regelmäßig von unterschiedlichen Orten holen müssen.
Bei mehreren Terrabytes an Fotos stoßen solche Lösungen jedoch schnell an ihre Grenzen. Ebenso steigt der Preis und auch die Sicherheit der Fotos gegen Hackerangriffe spielt plötzlich eine Rolle.
Anbieter solcher Lösungen sind z.B. Dropbox, Google oder Adobe, das in seinem Cloud Abo bereits eine Onlinespeicherung von Fotos mit anbietet.
Verlassen Sie sich jedoch nie ausschließlich auf ein Online Backup. Das Haupt-Backup sollte immer physikalisch sein. So bekommen Sie kein Problem, falls z.B. Sie zu irgendeinem Zeitpunkt den Anbieter wechseln wollen oder durch neue Nutzungsbedingungen und Preise dazu gezwungen werden.
Nach obenFotos für Druck und andere Medien
Um das Thema abzuschließen, möchte ich noch darauf eingehen, was ich mit Fotos mache, die ich z.B. für den Druck vorbereite. Als Basis dafür dienen die master Dateien, die ich nun als TIFF exportiere und für das gewünschte Druckmedium anpasse.
Ich speichere diese Fotos in einem separaten Distribution Verzeichnis zusammen mit anderen Ausgabeformaten, die ich z.B. für Agenturen anfertige. Das Wichtige ist hier für mich die Namensgebung der Fotos. Neben dem Titel des Fotos sollte hier auch die Größe des Druckes und der Name des Papiers, auf dem das Foto gedruckt werden soll, mit auftauchen. Ein Beispiel sehen Sie im Ausschnitt unten, der Fotos zeigt, die ich als Limited Edition verkaufe und bereits für unterschiedliche Druckgrößen vorbereitet habe.
Durch die Namensgebung weiß ich, wenn ich ein Foto bei Whitewall zum Druck hochlade, immer genau, wie ich es bestellen kann und vermeide Überraschungen.
Meinen gesamten Workflow mit weiteren Details zeige ich auch im folgenden Video (englisch) . Hier gehe ich zudem etwas genauer auf das Distribution Verzeichnis ein und wie ich z.B. Fotos für unterschiedliche Medien organisiere.
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