
Das Zoomobjektiv mit einem einstellbaren Brennweitenbereich ist für Einsteiger in der Fotografie ein Traum: Ohne zu tief in die Materie einsteigen zu müssen, können sie mit diesem Objektiv sofort Fotos mit guter Bildqualität schießen. Was viele jedoch nicht wissen: In Hinblick auf ihre persönliche Weiterentwicklung in der Fotografie bietet die Festbrennweite weit mehr Vorteile. Doch welches Objektiv hat nun im direkten Vergleich die Nase vorne – die Festbrennweite oder das Zoomobjektiv?
Inhaltsverzeichnis
- Festbrennweite und Zoomobjektiv: Worin liegen die Unterschiede?
- Festbrennweite vs. Zoomobjektiv: Der direkte Objektiv-Vergleich
- Flexibel mit dem Zoomobjektiv unterwegs
- Die Lichtstärke und die maximale Offenblende: Punkt für die Festbrennweiten
- Die Schärfentiefe bei Festbrennweite und Zoomobjektiv
- Die Abbildungsleistung und die Bildqualität bei Festbrennweite und Zoomobjektiv
- Das Gewicht und das Handling: Festbrennweite deutlich leichter
- Der Lerneffekt für Einsteiger bei Zoomobjektiv vs. Festbrennweite
- Welches Objektiv ist günstiger in der Anschaffung?
- Festbrennweite oder Zoom: Es gibt keinen Sieger!
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Festbrennweite und Zoomobjektiv: Worin liegen die Unterschiede?
Die Festbrennweite und das Zoom sind zwar beide Objektive, funktionieren aber doch stark abweichend:
Festbrennweite
In der Festbrennweite sind die Linsen fest verbaut, sie können sich nicht bewegen. Mit diesem Objektiv fotografieren Sie mit nur einer bestimmten Brennweite (z. B. 50 mm).
Zoomobjektiv
Beim Zoom sind die Linsen flexibel verbaut und können verschoben werden. So können Sie unterschiedliche Brennweiten einstellen. Typisch sind beispielsweise Brennweitenbereiche wie 70 bis 300 mm oder 18 bis 200 mm, teilweise lassen sich Brennweiten vom Weitwinkel bis zum Telebereich abdecken.
Zum Verständnis: Stellt man ein Zoomobjektiv auf dieselbe Brennweite ein wie eine Festbrennweite, so ist das Ergebnis in Hinblick auf den Bildausschnitt und die Perspektive identisch, die mögliche Blendenöffnung weicht jedoch gewöhnlich ab.
Nach obenFestbrennweite vs. Zoomobjektiv: Der direkte Objektiv-Vergleich
Sie haben die Wahl, ob Sie eine feste Brennweite oder ein Objektiv mit Zoom verwenden. Welches Objektiv für Sie die meisten Vorteile hat, zeigt unser Vergleich:
Nach obenFlexibel mit dem Zoomobjektiv unterwegs
Möchten Sie mit Ihrer Kamera für jede Situation gerüstet sein, hat die Festbrennweite eher Nachteile: Um den Bildausschnitt zu ändern, müssen Sie näher herangehen oder sich entfernen. Schnell reagieren können Sie damit nicht, weder in schnellen Situationen noch in jenen, bei denen Sie den Abstand nicht selbst bestimmen können (z. B. in der Tierfotografie).
Hier spielt das Zoomobjektiv seine Stärken aus: Sie können schnell zwischen Nahaufnahmen und Großaufnahmen wechseln und sind mit nur einem Objektiv für verschiedene Situationen gerüstet. Besonders in der Reisefotografie haben Zoomobjektive Vorteile, denn hier möchten man nicht mit mehreren Objektiven hantieren. Praktisch sind hier Zooms mit einer Brennweite von beispielsweise 18 bis 200 mm (Reisezooms).
Nach obenDie Lichtstärke und die maximale Offenblende: Punkt für die Festbrennweiten
Bei der Lichtstärke haben die Festbrennweiten klar die Nase vorne: Offenblenden von f/1.4 oder f/1.8 sind hier keine Seltenheit und sogar recht preisgünstig zu haben – in höheren Preislagen sind sogar Werte von bis zu f/0.95 erreichbar. Damit können Sie auch bei schlechten Lichtverhältnissen sehr gute Fotos schießen und mit der Blende variieren.
Möchten Sie mit einem Zoom eine Lichtstärke von f/1.4 erreichen, müssen Sie sehr viel tiefer in die Tasche greifen. Bezahlbare Objektive für Einsteiger liegen häufig bei einer Offenblende von f/2.8 – um mit dieser Blende bei schlechten Lichtverhältnissen fotografieren zu können, müssen Sie zwingend mit dem Blitz, längeren Belichtungszeiten (Stativ!) oder höheren ISO-Werten arbeiten.
Nach obenDie Schärfentiefe bei Festbrennweite und Zoomobjektiv
Analog zur Lichtstärke entscheidet sich auch das Argument der Schärfentiefe: Je größer die maximale Offenblende ausgeprägt ist, desto geringer ist die Tiefenschärfe. Diese geringe Schärfentiefe durch die weite Blendenöffnung bezeichnet man in der Fachsprache als Bokeh. Dieses ist bei der Festbrennweite durch die höhere Lichtstärke gewöhnlich stärker ausgeprägt und wirkt eher "weich" und harmonisch. Besonders bei Portraitfotos macht sich das bezahlt.
Natürlich kann auch das Zoomobjektiv eine geringe Schärfentiefe erreichen, nur die Bildwirkung ist durch die geringere Lichtstärke nicht so stark.
Nach obenDie Abbildungsleistung und die Bildqualität bei Festbrennweite und Zoomobjektiv
Analog zur Lichtstärke entscheidet die Festbrennweite auch das Thema der Abbildungsleistung für sich. Grund dafür ist die einfachere Konstruktion mit fest verbauten Linsen – im Vergleich mit dem Zoomobjektiv sind hier Abbildungsfehler deutlich seltener anzutreffen.
In den vergangenen Jahren haben die Zoomobjektive in Hinblick auf die Abbildungsleistung enorm aufholen können – bei gleicher Preislage reichen sie aber nicht an die Bildqualität der Festbrennweite heran.
Nach obenDas Gewicht und das Handling: Festbrennweite deutlich leichter
Wenn man bei einer Fotosession stundenlang unterwegs ist (z. B. in der Reisefotografie), kann es einen gewichtigen Unterschied machen, wie schwer das gewählte Objektiv ist. Auch diesen Punkt kann die Festbrennweite für sich entscheiden.
Da weniger Linsen verbaut sind und auch keine Technik für die flexible Einstellung der Linsen wie beim Zoom notwendig ist, wiegt sie häufig nur halb so viel wie ein Zoomobjektiv. Das Gesamtgewicht der Kamera lässt sich so deutlich reduzieren.
Aber Vorsicht: Dieser Punkt ist natürlich nur dann ausschlaggebend, wenn Sie mit nur einer Festbrennweite auskommen. Müssen Sie nämlich unterwegs einen Objektivwechsel vornehmen, um den Bildausschnitt oder die Bildwirkung zu variieren, sind mehrere Objektive natürlich schwerer als ein einzelnes Zoom.
Nach obenDer Lerneffekt für Einsteiger bei Zoomobjektiv vs. Festbrennweite
Die Festbrennweite hat gegenüber dem Zoom einen entscheidenden Vorteil: Der Fotograf ist gezwungen, seine Komfortzone zu verlassen und sich mit der Kamera zu bewegen, wenn er die Gestaltungsmöglichkeiten und die Abbildungsleistung des Objektivs ausnutzen möchte. Er muss sich mit verschiedenen Faktoren auseinandersetzen:
- dem Abstand zum Motiv
- der richtigen Perspektive
- der Blendenöffnung
- dem Blickwinkel
- der erwünschen Tiefenschärfe und
- der perfekten Bildkomposition.
Das Zoomobjektiv mit Brennweitenbereich ist zwar für Einsteiger auch geeignet, weil es schnell gute Fotos ermöglicht. Die Lernkurve an der Kamera verläuft allerdings deutlich gemächlicher.
Welches Objektiv ist günstiger in der Anschaffung?
Insbesondere im Bereich der Normalobjektive mit einer Brennweite von rund 50 mm ist die Festbrennweite extrem preisgünstig und häufig schon für etwa 100 Euro erhältlich. Das liegt an der deutlich einfacheren Konstruktion und der Verwendung von weniger Linsen. Speziellere Festbrennweiten sind aber natürlich auch eine kostspielige Angelegenheit.
Das Zoomobjektiv ist zwar in der Regel teurer als die Festbrennweite. Dabei sollten Sie allerdings nicht vergessen, dass Sie damit ja mehrere Brennweiten bekommen – somit der Preis hier eigentlich kein direkter Nachteil.
Festbrennweite oder Zoom: Es gibt keinen Sieger!
Nach all diesen Kriterien, bei denen die Festbrennweite oft als klarer Sieger hervorgeht, müssen Sie sich aber dennoch nicht entscheiden. Für die meisten Fotografen bewährt es sich, ihre Kamera mit einem guten Zoomobjektiv sowie zwei gut einsetzbaren Festbrennweiten (z. B. 35 und 50 mm) zu kombinieren.
Möchten Sie den Effekt einer Festbrennweite testen, ohne gleich ein neues Objektiv zu kaufen, nutzen Sie den oft an Zooms vorhandenen Lock-Mechanismus. Stellen Sie das Objektiv z. B. auf eine Brennweite von 50 mm ein und arretieren Sie sie. Nun können Sie wie mit einer Festbrennweite fotografieren.
Welche Kombination letzten Endes für Sie die richtige ist, können Sie nur selbst entscheiden – das Kriterium der Flexibilität ist hier für die meisten Fotografen ausschlaggebend.