Daniel Heilig: Ich brauche Vielfalt und Freiheit

Daniel Heilig

Daniel Heilig, geboren 1985 in Budapest und aufgewachsen in Deutschland, ist Fotograf, Musiker und Designer. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und weltweit in Städten wie Tokio, London, Barcelona und New York ausgestellt. Zudem fanden sie Verwendung in redaktionellen und werblichen Projekten namhafter Marken wie Adobe und Apple.

Portrait von Daniel Heilig.

Interview mit Daniel Heilig

Kannst du ein bisschen darüber erzählen, wie du Fotograf geworden bist? Und erzähle uns etwas über deine Bilder.

Was die Fotografie betrifft, bin ich ein absoluter Autodidakt. Meine erste „Kamera“ war tatsächlich das iPhone 3Gs. Mir hat es damals sehr viel Spaß gemacht, meinen Alltag und meine Reisen spielerisch einzufangen, es war dieses unverbindliche Rumknipsen, ohne unbedingt technisches Wissen zu benötigen.

Zu dem Zeitpunkt war die Foto-Community auf Instagram noch sehr aktiv, es gab unterschiedliche Challenges und Communities zu Themen wie Architektur, Travel, Street Photography, Farben, Minimalismus. Es hat mir sehr dabei geholfen hat, die grundsätzlichen Elemente guter Fotos zu verstehen und meinen eigenen Stil zu entwickeln.

Ich habe dann mit der Zeit gemerkt, dass es für mich ein großartiges Medium ist, um meiner Kreativität Ausdruck zu verleihen und es hilft mir auch tatsächlich sehr gut dabei, um mich meine Persönlichkeit besser zu verstehen.

Bitte erzähle mehr über deine Bilder (Was ist dein besonderes Interesse, wie wählst du die Farben, die Komposition, die Themen usw.?) Woher kommt dieses Interesse?

Zwei Tiere mit Hörnern stehen auf einem großen Felsen vor Berglandschaft und bewölktem Himmel.

Foto: Daniel Heilig - Die braune ArtBox aus Erlenholz greift die Farbwelt des Motivs harmonisch auf. In Kombination mit dem Fotoabzug auf Alu-Dibond entsteht ein moderner, natürlicher Look.

Ach da schwingt so vieles mit! Grundsätzlich gilt meine permanente Neugierde, um Neues zu entdecken. Zudem fällt es mir schwer, mich einer Kategorie einordnen zu lassen, auch wenn ich viel auf meinen Reisen dokumentieren, würde ich mich nicht als DER Reisefotograf bezeichnen. Dafür bin ich viel zu sprunghaft, ich brauche die Vielfalt und Freiheit und ich glaube, daraus entsteht ein sehr spannender, stilistischer Mix.

Ich habe zum einen eine große Sehnsucht nach ästhetischer Schönheit, harmonische Farben, Einfachheit, klare Bildsprache durch clevere Komposition, Linienführung, Proportionen, Formen, etc. Auf der anderen Seite würde ich mich als „quiet photographer“ bezeichnen, mit meinem iPhone kann ich oft unentdeckt fotografieren, so bekomme ich Alltagsmomente mit Menschen authentisch eingefangen.

In dieser Konstellation beobachte ich dann meine Umgebung, ich setze mir „visuelle Leitplanken“ für mein ästhetisches Bedürfnis und versuche darin zufällige oder flüchtige Momente einzufangen. Das ist ein sehr dynamischer Prozess aber so entstehen Situationen, die abstrakt oder surreal wirken, manchmal wie ein Gemälde, manchmal wie ein am Computer erstelltes Rendering.

Was möchtest du mit dem Projekt beim Betrachter auslösen?

Berglandschaft mit Spiegelung, zwei Personen auf einem Weg und Blick auf Berge.

Foto: Daniel Heilig - Produziert als Fine Art Pigmentdruck, wird das Motiv durch die goldene ArtBox aus Aluminium zu einem extravaganten Designobjekt.

Ich finde, wir leben in der heutigen Welt mit einem Überangebot von allem, das betrifft auch die Fotografie. Die visuellen Eindrücke sind sehr stark gesättigt, wir alle haben bspw. den Eiffelturm schon dutzende Mal in unseren Social Media Feeds gesehen, nicht wahr?

Ich möchte das gar nicht schlecht reden, denn die Welt zu erkunden und zu entdecken ist was unglaublich spannendes und ein besonderes Privileg! Mein Anspruch an meine Bilder ist es allerdings, einen anderen Blickwinkel oder Perspektive einzunehmen und eine Atmosphäre zu kreieren, die somit neue visuelle Reize setzt.

Es freut mich, wenn es mir dadurch gelingt, dem Betrachter oder der Betrachterin neue Impulse zu schenken, die Welt vielleicht mal mit anderen Augen zu entdecken.

Was inspiriert dich generell und was hat dich genau bei der Serie inspiriert?

Die Inspiration ist im ständigen Wandel. Vor einigen Jahren lag der Fokus meiner Bilder sehr stark auf meinen Reisen. Ich wollte das große Weite und Ferne und die gewisse Exotik einfangen. Irgendwann war ich dann ehrlicherweise etwas gelangweilt von meinem Stil und ich denke, es gab auch eine gewisse kreative Pause, in der ich diesen Wandel akzeptieren durfte. Gegenwärtig interessiere ich mich viel lieber für die kleinen Besonderheiten in alltäglichen und banalen Momenten. Man muss nicht immer weit reisen, um interessante Momente einzufangen und es ist mir eine besondere Freude, wenn ich damit meinen Mitmenschen zeigen kann, von welch besonderer Komik und/oder Schönheit wir tagtäglich umgeben sind.

Und worüber wirst du inspiriert? Filme, Bücher oder Zeitschriften? Oder das, was dich umgibt?

Dunkle Gebäudefassade mit vielen Fenstern, drei nebeneinander davon sind beleuchtet, aufgenommen bei Nacht.

Foto: Daniel Heilig - Der Rahmen Oslo in der Farbvariante Ahorn weiß setzt eine deutliche Grenze zum Nachtmotiv und lenkt den Blick auf die raffinierte Komposition. Glänzendes Acrylglas verleiht dem Foto zusätzliche Tiefe.

Alles! Ich bin auch Musiker und Designer, sodass ich auch interdisziplinäre Inspiration erfahren darf. Das ist sehr hilfreich und doch so hinderlich zugleich. Vieles passiert auch unbewusst und zeitlich versetzt, Inspiration und Kreativität haben schon etwas Kosmisches finde ich, was sich nur bedingt lenken lässt. Ich habe für mich gelernt, dass ich mich frei machen möchte von jeglicher Erwartungshaltung.

Letztlich geht es darum, seinen eigenen Stil zu entdecken und fortlaufend weiterzuentwickeln. Ich lasse mich bspw. gerne auf die Bildkomposition von guten Filmen ein, neulich habe ich das Filmdrama „Sing Sing“ gesehen und war fasziniert, dass es komplett mit einem 16 mm Film gedreht wurde. So habe ich dann darüber nachgedacht, dass ich doch mal wieder meine analoge Canon auspacken sollte. Dann gibt es spannende Print und Online-Magazine, deren Style ich als sehr edgy betrachte, die ständig die Grenzen der Fotografie neu verschieben und zeitgenössische Fotografie prägen. So lasse ich alles auf mich einprasseln und ich überlasse es dann meiner Kreativität, was davon bei mir hängen bleibt.

Was sind deine Pläne für den Rest des Tages?

Heute ist Sonntag, da mache ich für gewöhnlich einen Spaziergang, um den Kopf freizukriegen. Ich bereite mich zudem gerade auf zwei Ausstellungen für die Milan Design Week vor, die Anfang April stattfindet, da gibt es noch einiges im Atelier zu tun!

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