HDR-Techniken und Panoramafotografie: Perfekte Fotos mit erweiterten Aufnahmetechniken
Von der WhiteWall-Expertin Katharina Wergen
Die digitale Fotografie bietet viele beeindruckende und moderne Aufnahmetechniken, welche den kreativen Rahmen der Möglichkeiten breiter machen. Die Bearbeitung und Entwicklung der Rohdaten zu einem kontrastreichen und gut gestalteten Bild sind mit etwas Übung und Fingerspitzengefühl keine zeitraubende Arbeit. Und doch gibt es Momente, in denen es gern noch mehr Tonwertinformationen in den Höhen und Tiefen hätte geben dürfen - oder die Weite der Landschaft nicht in einem einzelnen Bild eingefangen werden kann. Mit HDR- und Panoramafotografie stellen wir Ihnen hier zwei technische Methoden vor, die Ihren Bildern eine neue Dimension verleihen - und mit denen Sie Bilder erhalten, die Sie stolz auf kunstvollen Drucken, wie beispielsweise auf Acrylglas, zeigen wollen.
1. Die HDR-Fotografie
HDR steht für "High Dynamic Range" und bezeichnet eine Technik, bei der mehrere unterschiedlich belichtete Aufnahmen zu einem Bild zusammengefügt werden. Ziel ist es, einen größeren Dynamikumfang zu erreichen, als dies mit einer einzigen Aufnahme möglich ist. Denn auch modernste Sensoren können manche Helligkeitsunterschiede nicht komplett ausgleichen. Ein HDR-Foto besteht dabei zumeist aus mindestens drei Aufnahmen. Eine Aufnahme ist ideal belichtet, eine leicht unterbelichtet und eine leicht überbelichtet. Die Anzahl der Einzelaufnahmen kann zur Verstärkung im Umfang noch vergrößert werden. So sind HDRs mit fünf, sieben oder sogar elf Aufnahmen keine Seltenheit mehr.
Grundlage der HDR-Fotografie
Zu Beginn steht immer ein Motiv, das einen hohen Dynamikumfang aufweist. Als eindeutiges Beispiel dient ein Sonnenuntergang an der Küste. Die Sonne selbst strahlt kräftig direkt auf den Sensor, der Himmel ist in die verschiedensten Farben getaucht und im Vordergrund sind alle Objekte auf der sonnenabgewandten Seite dunkel.
Aufnahme einer Belichtungsreihe
Positionieren Sie Ihre Kamera auf einem Stativ
Alle Aufnahmen müssen mit derselben Brennweite gemacht werden
Verändern Sie die ISO und die Blende nicht zwischen den Aufnahmen. Am besten nutzen Sie die Blendenvorwahl oder den manuellen Modus
Wählen Sie eine Belichtungszeit, die keine sichtbaren Veränderungen, wie Wellen oder Wolken deutlich macht
Gegen Verwacklungen hilft der Selbstauslöser
Ist das erste Bild mit idealer Belichtung eingefangen, nehmen Sie ein weiteres Bild auf. Dieses ist um einen Marker der Belichtungsmessung verschoben, also unter- oder überbelichtet.
Zwei Wege zum Ziel

Dazu können Sie entweder die Belichtungszeit ändern oder die EV-Korrektur verwenden.
Eine Änderung der Belichtungszeit kann, je nach Motiv, ihre Spuren hinterlassen. Das ist, sobald Bewegung auf dem Bild stattfindet, ein Problem. Außerdem kann das Bild dadurch an Schärfe verlieren. Falls es das Motiv zulässt, oder Sie ohnehin eine Langzeitbelichtungsreihe machen, ist es natürlich kein Problem.
Die andere Methode ist die EV-Korrektur. Verstellen Sie die Belichtungskorrektur um einzelne ohne bei starken Farbunterschieden gleich um zwei Schritte. Der große Vorteil dabei ist, dass die anderen Parameter, wie Blende, ISO und Belichtungszeit unangetastet bleiben und die Bilder so identisch wie möglich werden.
Die Änderungen können Sie in beliebig vielen Schritten in beiden Richtungen vornehmen und so in kurzer Zeit drei, fünf oder neun Bilder anfertigen.
HDR-Bilder zusammenfügen: Die Nachbearbeitung
Um Ihre Aufnahmen jetzt zu einem HDR-Bild und anschließend zu einem spektakulären Wandbild zu machen, stehen Ihnen eine Menge Werkzeuge zur Verfügung. Meistens können Sie einen automatisierten Arbeitsablauf dafür nutzen, indem Sie nur noch Ihre Belichtungsreihe in die Software laden.
Wir reißen hier kurz die Abläufe bei Adobe Lightroom, Photoshop und Photomatix Pro an:
Lightroom: Importieren Sie Ihre Bilder und wählen Sie diese aus. Gehen Sie zu „Foto“ > „Zusammenfügen“ > „HDR“. Lightroom erstellt automatisch ein HDR-Bild.
Photoshop: Nutzen Sie „Datei“ > „Automatisieren“ > „HDR Pro zusammenfügen“, um Ihre Belichtungsreihen zu einem HDR-Bild zu kombinieren.
Photomatix Pro: Diese Software bietet umfangreiche Optionen zur Feinabstimmung Ihrer HDR-Bilder.
Damit können Sie in wenigen Klicks ein kontrastreiches und durchgängig dynamisches Bild erstellen. Sogenannte „Geisterbilder”, unscharfe Dopplungen von sich bewegenden Objekten, werden in der Regel automatisch zuverlässig korrigiert. Sie erhalten kräftige Farben und klare Details. Den schwierigen Teil übernimmt die Bildbearbeitungssoftware für Sie.
Tonemapping
Es gibt noch erweiterte HDR-Techniken, die sich unterschiedlich auswirken. Beim Tonemapping werden HDR-Bilder, beziehungsweise der Dynamikumfang komprimiert, um die Wiedergabe auf allen Geräten zu optimieren. Von Smartphone-Display zum Großbild-TV Gerät können markante Unterschiede auftreten. Wenn Sie sich für einen Druck entscheiden, wird die automatische Bildoptimierung von WhiteWall Ihnen das beste Ergebnis bieten.
Belichtungsfusion
Eine alternative Technik zur klassischen HDR-Bearbeitung ist die Belichtungsfusion. Dabei werden die besten Teile der einzelnen Belichtungen manuell oder automatisch kombiniert, um ein natürliches Ergebnis zu erzielen. Dies ist besonders nützlich, um Halos und andere Artefakte zu vermeiden, die manchmal in HDR-Bildern auftreten.
Beispiele für HDR-Fotografie

Beispiel 1: Sonnenuntergang am Strand
Ein Sonnenuntergang bietet eine große Herausforderung für Fotografen, da der Helligkeitsunterschied zwischen Himmel und Vordergrund sehr groß ist.
Beispiel 2: Innenraumfotografie
Bei Innenaufnahmen, besonders in Gebäuden mit Fenstern, ist der Dynamikumfang oft zu groß für eine einzelne Belichtung.
2. Panoramafotografie

Eine wunderbare, grüne Landschaft erstreckt sich vor Ihnen. Das Motiv, die Weite, die Farbe und das Licht, alles ist perfekt. Sie haben sogar ein Vordergrundinteresse und müssen nur noch abdrücken. Aber die Brennweite lässt keine großflächigen Aufnahmen zu - oder lässt die Landschaft zu flach wirken.
Hier hilft der Ansatz der Panoramafotografie. Das ist eine Technik, bei der mehrere Einzelbilder zu einem großen Bild zusammengesetzt werden, das einen weiten Blickwinkel abdeckt. Diese Technik eignet sich besonders für Landschafts-, Stadt- und Architekturaufnahmen.
Grundlagen der Panoramafotografie
Um ein Panoramabild aus mehreren Aufnahmen zu machen, brauchen Sie kaum spezielle Ausrüstung. Ein paar Tipps und Tricks genügen.
Das Equipment unterscheidet sich nicht von dem, dass Sie für Landschaftsbilder ohnehin dabeihaben sollten: eine Kamera, ein Objektiv, ein Stativ. Empfohlen wird ein Stativ mit einem Panoramakopf. Das hilft dabei, die Kamera exakt zu drehen und Parallaxenfehler zu vermeiden.
Aufnahme eines Panoramas
Sie kennen die Funktion vielleicht schon von Ihrem Smartphone. Mit Ihrer Kamera machen Sie im Grunde das Gleiche. Sie erstellen eine Reihe von Aufnahmen und fügen Sie hinterher entsprechend zusammen.
Zu Beginn ist es wichtig, dass Sie während der Aufnahmen keine Veränderungen vornehmen. Belichtungszeit, Weißabgleich und Blende sollten identisch bleiben. Fokussieren Sie idealerweise manuell und auf „unendlich”. So stellen Sie sicher, dass die Fokusentfernung konstant bleibt.
Bei dieser Art der Aufnahme ist von Filtern abzuraten. Der Einfluss auf den Himmel oder eine Wasseroberfläche könnte dadurch unschön werden.
Beginnen Sie mit dem ersten Bild am rechten oder linken Rand Ihres Panoramas. Danach drehen Sie die Kamera in die entsprechende Richtung und machen die nächste Aufnahme. Machen Sie lieber ein bis zwei Bilder, gerade am Anfang und am Ende, mehr. Um beim Zusammenfügen genug Spielraum zu haben, lassen sie etwa ein Viertel des nächsten Bildes überlappen.
Tipp: Fotografieren Sie hochkant. Anstelle drei Bilder im Querformat zu machen, sollten Sie für schärfere Kanten und weniger Qualitätsverlust lieber fünf bis sechs Bilder im Hochformat aufnehmen.
Ein Panoramabild erstellen
Sind alle Bilder gemacht und die gesamte Szene abgelichtet, ist das Panorama bereit für die Zusammenführung. Sie können die Bilder entweder in Ihrer Software manuell zusammenfügen - das ist mit etwas Übung nicht schwer. Leichter ist es jedoch mit den automatisierten Prozessen, über die die meisten Programme verfügen.
Adobe Lightroom: Wählen Sie Ihre Bilder aus und verwenden Sie „Zusammenfügen“ > „Panorama“. Lightroom erstellt automatisch ein Panoramabild.
Adobe Photoshop: Nutzen Sie „Datei“ > „Automatisieren“ > „Photomerge“, um die Einzelbilder zu einem Panorama zusammenzuführen.
Hugin: Eine kostenlose Open-Source-Software, die leistungsstarke Funktionen für die Panoramabearbeitung bietet.
Spezialfall: Die Korrektur der Parallaxenverschiebung

Das beste Argument für einen Panoramakopf ist die Parallaxenverschiebung. Diese entsteht, wenn die Kamera über den sogenannten Nodalpunkt (auch Knotenpunkt genannt) gedreht wird. Dieser liegt in der Mitte zwischen Objektiv und Sensor.
Ein anschauliches Beispiel hierfür: Halten Sie einen Stift mit ausgestrecktem Arm und den Daumen der anderen Hand vor die Nase. Nun schließt man abwechselnd ein Auge. Der Daumen “springt”, während der Stift sich nicht bewegt. Dasselbe geschieht mit einem Gegenstand im Vordergrund des Bildes. Ein auf die Kamera ausgerichteter Panoramakopf verhindert dies. Wenn Sie keine Motive im Vordergrund haben, tritt das Problem nicht auf.
Das 360-Grad-Panorama
Natürlich können Sie auch eine volle Drehung machen und Ihren Standort komplett aufnehmen. Noch spannender wird es, wenn Sie auch vertikal gehen. Dann ist aber eine spezielle Software nötig, um das Bild für eine immersive, virtuelle 360-Grad Betrachtung zu erstellen.
Beispiele für Panoramafotografie

Beispiel 1: Stadtpanorama
Ein Panorama einer Stadtlandschaft kann die Weite und den Detailreichtum einer Szene eindrucksvoll darstellen.
Beispiel 2: Berglandschaft
Ein Panorama einer Berglandschaft kann die majestätische Weite und die Schönheit der Natur einfangen.
Kombination der Technik
Eine fortgeschrittene Technik ist die Kombination von HDR und Panoramafotografie. Dies erfordert, dass Sie jede Einzelaufnahme der Belichtungsreihe zu einem HDR-Bild zusammenfügen und dann diese HDR-Bilder zu einem Panorama kombinieren.
Aufnahme: Erfassen Sie mehrere Belichtungsreihen für jede Position des Panoramas.
HDR-Zusammenführung: Erstellen Sie HDR-Bilder für jede Position.
Panorama-Zusammenführung: Fügen Sie die HDR-Bilder zu einem Panorama zusammen.
Fazit: Tiefe und Weite für Ihre Aufnahmen

HDR- und Panoramafotografie eröffnen neue Möglichkeiten, die Schönheit und Komplexität der Welt einzufangen. Mit den richtigen Techniken und Werkzeugen lassen sich beeindruckende Bilder erstellen, die sowohl technisch als auch optisch überzeugen und am Ende vielleicht sogar als Masterprint in Ihrem Wohnzimmer hängen. Ob Sie die dynamischen Farben eines Sonnenuntergangs oder die Weite einer Berglandschaft einfangen möchten - die Kombination von HDR- und Panoramafotografie bietet Ihnen die Werkzeuge, um Ihre fotografischen Visionen zu verwirklichen. Probieren Sie die beschriebenen Methoden aus und erleben Sie, wie Ihre Aufnahmen mehr Tiefe und Weite erhalten.
Erfahren Sie mehr über die Autorin
Als ausgebildete Portrait- und Hochzeitsfotografin bringt Katharina Wergen ihr umfangreiches Wissen in die Fotografie ein. Seit 2018 ist sie bei WhiteWall im Unternehmen als Sales Consultant tätig und unterstützt Ausstellungsprojekte für Museen und Galerien. Zudem fokussiert sie sich verstärkt auf die Reportagefotografie. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen der Fotografin, hier im Interview.

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