Interview mit Edouardo Salmon: „Mein Herz schlägt ganz klar für Luftaufnahmen“
Edouard Salmon
Edouard Salmon ist Luftbild- und Reisefotograf aus Frankreich. Nach zwölf Jahren Tätigkeit im internationalen Handel folgte er seiner Leidenschaft für außergewöhnliche Perspektiven und machte die Fotografie zu seinem Beruf. Heute arbeitet er mit Tourismusorganisationen weltweit zusammen, gibt Workshops in Japan, Schottland und Portugal und unterstützt Kreative bei der Entwicklung ihres fotografischen Stils. Seine Arbeiten werden international ausgestellt und sein zweites Fotobuch erscheint Ende des Jahres.

Interview mit Edouard Salmon
Kannst du uns ein bisschen darüber erzählen, wie du Fotograf geworden bist?
So weit ich zurückdenken kann, haben mich Bilder fasziniert. Als Kind habe ich viel gezeichnet und bis in meine Zwanziger hinein als Portraitzeichner gearbeitet. Auch digitale Kunst und das Erstellen von Videos haben mich schon früh begeistert. Zur Fotografie kam ich 2017, als ich meine erste Drohne bekam – das war der Anfang meiner Reise in die Welt der Luftaufnahmen. Was zunächst ein Hobby war, wurde schnell zu meiner Leidenschaft – und schließlich zu meinem Vollzeitberuf.
Mit der Zeit habe ich mein Portfolio um Bodenaufnahmen erweitert und arbeite heute hauptberuflich als Reise- und Luftbildfotograf.
Bitte erzähle etwas über deine Bilder. Was ist dein besonderes Interesse? Wie wählst du Farben, Kompositionen und Themen aus?

Die silberne Slimline-Einfassung sorgt für eine klare, zurückhaltende Rahmung. Acrylglas verleiht dem Motiv zusätzliche Tiefe.
Mein Herz schlägt ganz klar für Luftaufnahmen – insbesondere für die Top-Down-Perspektive, also Bilder, die senkrecht von oben aufgenommen sind. Diese Perspektive eröffnet eine ganz neue Sicht auf unsere Welt, die dem bloßen Auge normalerweise verborgen bleibt.
Ich liebe es, mit minimalistischen Kompositionen, klaren Linien, geometrischen Formen und dem Zusammenspiel von Licht und Schatten zu arbeiten. Oft suche ich gezielt nach Motiven mit starken Farbkontrasten – etwa an Stränden, in Wäldern oder auf bunten Spielplätzen. Diese Orte bieten eine ideale Bühne für die leuchtenden Farben, die ich in meinen Bildern so gerne einsetze.
Für mich geht es darum, die unerwartete Schönheit des Alltäglichen sichtbar zu machen – und genau darin liegt die Stärke der Drohnenfotografie.
Wie lässt du dich inspirieren? Was inspiriert dich am meisten – Filme, Bücher, Zeitschriften oder deine Umgebung?
Meine größte Inspirationsquelle ist meine Umgebung – insbesondere, wenn ich reise. Neue Orte, Kulturen und Landschaften beflügeln meine Kreativität. Aber auch Filme und Serien haben einen großen Einfluss auf meine Arbeit: Farbwahl, Komposition, visuelle Vision – all das lässt sich wunderbar in die Fotografie übertragen.
Ich liebe es, wenn visuelle Welten eine Geschichte erzählen – und genau das versuche ich auch mit meinen Bildern. In gewisser Weise ist jede Aufnahme ein kleiner Film in einem einzigen Frame.
Gibt es ein Bild von dir, das eine besondere Geschichte oder Erinnerung mit sich bringt?

Als großformatige Abzüge auf Alu-Dibond wirken die Motive klar, modern und zeitlos – passend zur Stimmung der Reisefotografien.
Nicht nur ein einzelnes Bild, sondern ein ganzes Projekt: mein erstes Fotobuch Le sport vu du ciel („Sport vom Himmel“), das Ende 2023 in Frankreich erschienen ist. Es enthält über 200 Drohnenfotos von Sportlern, Spielfeldern und Sportstätten aus über 20 Disziplinen – alle im charakteristischen Top-Down-Stil fotografiert.
Ich habe vier Jahre an diesem Projekt gearbeitet und dabei mit Licht, Schatten, Geometrie und Minimalismus experimentiert, um zu zeigen, dass Sportfotografie auch künstlerisch sein kann.
Das Buch wurde von der Kritik sehr positiv aufgenommen und führte zu mehreren Ausstellungen in ganz Frankreich – darunter eine in Paris im Rahmen der Olympischen Spiele 2024, die mit dem offiziellen Label Kulturolympiade ausgezeichnet wurde.
Auch in vielen Magazinen wurde darüber berichtet. Ich bin sehr stolz auf dieses Projekt, das ich von Anfang bis Ende selbst umgesetzt habe. Es war mit enorm viel Aufwand verbunden, aber es hat mir viele Türen geöffnet – dafür bin ich sehr dankbar.
Deine Drohnenaufnahmen von Athleten sind unglaublich dynamisch – wie planst du solche Momente, um sowohl Bewegung als auch Symmetrie perfekt einzufangen?
Für dieses Projekt war viel Planung und Recherche nötig. Ich musste passende Orte finden, den idealen Zeitpunkt im Jahr und am Tag wählen, um den perfekten Schattenwurf zu bekommen – nicht zu lang, nicht zu kurz – und sämtliche Genehmigungen einholen. Außerdem brauchte ich Athleten, die bereit waren, mitzumachen. Einen großen Teil der Vorarbeit habe ich über Google Earth geleistet, um sicherzustellen, dass die Location zu meiner Idee passt.
Am Tag des Shootings kommt es auf perfektes Timing an: Ich muss den Athleten im Höhepunkt seiner Bewegung einfangen, um die volle Energie des Moments festzuhalten – und gleichzeitig auf Linien, Farben, Schatten und Bildaufbau achten. Alles muss stimmen. Es ist ein Zusammenspiel aus Intuition und Präzision – und genau das macht es so spannend.
Als jemand, der viel reist: Was ist dein wichtigster Tipp für Fotografen, die ihre Reisefotografie verbessern möchten?

Das matte Schwarz des Rahmens Hamburg schafft eine optische Grenze und zugleich eine Verbindung zur Farbwelt des als Fine Art Print gedruckten Motivs.
Mein wichtigster Tipp: Tauche in die Atmosphäre des Ortes ein und vergiss nicht, dass du eine Geschichte erzählen willst. Achte auf die Details – Nahaufnahmen, Gesichter, Menschen. Mach nicht nur das klassische Weitwinkelbild vom Ort. Frage dich: Was macht diesen Ort besonders? Erstelle ein visuelles Tagebuch: von der weiten Landschaft bis zum kleinsten Detail.
Und vergiss nicht, auch mal den Blick vom Sucher zu lösen: Schau dich um – nach oben, zur Seite, in die Ferne. Verbringe nicht die ganze Zeit nur hinter der Kamera. Bleib deinem Stil treu, aber scheue dich nicht, neue Blickwinkel auszuprobieren. Das beliebteste Motiv ist nicht immer auch das spannendste.
Was ist die wichtigste Lektion, die du auf deinem Weg zur Fotografie gelernt hast – und was würdest du anderen Kreativen mitgeben, die gerade erst anfangen?
Fotografiere. Geh einfach raus und mach Bilder – auch von einfachen, alltäglichen Motiven. Übung ist das A und O. Mach Fehler, verpasse den richtigen Moment – aber mach weiter. All das gehört dazu, wenn du als Fotograf wachsen und deinen eigenen Weg finden willst. Ein großartiges Foto muss nicht am anderen Ende der Welt entstehen – manchmal wartet es direkt um die Ecke.
Was sollten wir noch über dich wissen? Gib uns vielleicht ein kurzes Profil von dir.
Ich heiße Edouard, bin 36 Jahre alt und komme aus Frankreich. Ursprünglich habe ich internationalen Handel studiert und zwölf Jahre in diesem Bereich gearbeitet, bevor ich meiner Leidenschaft gefolgt bin und hauptberuflich Fotograf wurde.
Ich bin auf Luftbildfotografie spezialisiert und arbeite hauptsächlich mit Tourismusorganisationen zusammen. Außerdem bin ich als Reisefotograf unterwegs. Darüber hinaus leite ich Fotografie-Workshops in Japan, Schottland und Portugal und unterstütze andere Kreative dabei, ihre künstlerische Handschrift zu entwickeln.
Bisher habe ich ein Fotobuch veröffentlicht, ein zweites erscheint Ende dieses Jahres. Meine Arbeiten wurden bereits in Frankreich, Schottland und Italien ausgestellt – die bislang größte Ausstellung fand in Paris im Rahmen der Olympischen Spiele statt, wo ich meine Serie Sports from the Sky präsentieren durfte.
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