INSPIRATION

Kurzprofil

Florian W. Müller ist ein mehrfach ausgezeichneter Kunst- und Werbefotograf und Creative Director, der mit seiner Familie in Köln lebt und weltweit arbeitet. „Ich habe quasi immer einen gepackten Koffer im Flur stehen.“ In seinen Bildern hinterfragt er den Status quo und sucht nach neuen Perspektiven. Im Interview anlässlich seiner Ausstellung „Equilibrium“ in Wetzlar verrät er mehr über seine Liebe zur Natur und zur Naturfotografie, seine Arbeitsweise und welches Lebewesen der Star seines nächsten Projekts sein wird.

Portrait of Florian W. Müller.

8 FRAGEN AN FLORIAN W. MÜLLER

Kannst du uns erzählen, wie du zur Fotografie gekommen bist?   

Mein Vater hat seine eigenen Mikroskop-Fotos (er war Professor für Neuro-Pathologie und in der Hirnforschung tätig) bei uns im Keller entwickelt. Als ich noch sehr klein war, habe ich ihn dabei beobachtet und als aus einem weißen Blatt Papier in der Entwicklungsflüssigkeit ein Foto entstand, hat es bei mir Klick gemacht. Mit 6 hat er mir dann meine erste Kamera geschenkt (Agfa Rapid mit den Einstellungen "Sonne", "Wolken" und "Blitz) und mich machen lassen.

Dann folgte eine alte Voigtländer und er brachte mir das Spiel von Blende, Zeit und ISO (damals ASA) bei. Aber es war noch ein langer Weg zum professionellen Fotografen. Ich habe lange als Journalist, Sprecher und Moderator gearbeitet aber immer fotografiert. Auch im Auftrag und für Agenturen. Nachdem ich mit zwei befreundeten Fotograf*innen eine eigene Ausstellung organisiert hatte und diese ein großer Erfolg war, wuchs der Wunsch beruflich als Fotograf noch weiterzukommen. Dann folgte die Aufnahme als Professional im BFF.

Florian W. Müller in front of his work at EQUILIBRIUM, his solo exhibition.

Florian W. Müller vor seinen Ausstellungsstücken, Foto: Jan Ole Schmidt

Bitte erzähle mehr über deine Bilder. Was ist dein besonderes Interesse? Wie wählst du die Farben, die Komposition, die Themen usw. ?

Das kann sehr spontan sein, ich bin ein großer Freund des Prinzips der "Serendipity", also dem Finden von etwas, was man nicht gesucht hat. Dafür muss man ständig seine Antennen auf Empfang haben und das Ungewöhnliche auch im Gewöhnlichen sehen lernen. Bei Bildern bin ich offensichtlich ein Freund der dunklen Töne und der dunklen Bilder. Das, wie auch vieles anderes, entsteht aber oft unterbewusst. Viele Bilder von mir zeugen auch von meinem Faible für expressionistische Künstler, allen voran Lyonel Feininger. Auch hier ist dieser Einfluss in meinen Bildern aber auch oft unbewusst gesteuert.

Florian W. Müller presenting and discussing his exhibition work.

Florian W. Müller vor seinen Ausstellungsstücken, Foto: Jan Ole Schmidt

Was inspiriert dich? Und worüber wirst du inspiriert? Filme, Bücher oder Zeitschriften? Oder das, was dich umgibt?

In erster Linie, das was mich umgibt. Wobei das oft nur der Anfang ist. In Köln habe ich eine Beton-Kirche, entworfen von Gottfried Böhm, gesehen und war vom Zusammenspiel von sakralem Bau, bunten Kirchenfenstern und der Beton-Struktur fasziniert. Daraus entstand eine Serie, die ich nach intensiver Recherche in Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz fotografiert habe. Filme sind auch eine große Inspiration.

animal photography in muted dark colors.

Foto: Florian W. Müller

Du präsentierst derzeit in deiner Ausstellung „Equilibrium“ die biologische Vielfalt von Tieren und Pflanzen. Woher kommt dieses Interesse?

Ich wurde von meinen Eltern sehr naturnah erzogen, mein Vater kannte jeden Baum mit Vornamen. Wenn man sich dann mit der Verzahnung und Verkettung von Flora und Fauna beschäftigt und sieht, was wir mit der Artenvielfalt machen, sie nämlich tagtäglich dezimieren, entsteht daraus der Wunsch zu zeigen, was wir mit dieser Vielfalt anstellen. Außerdem wurde ich wunderbar bei meiner Arbeit vom Senckenberg Institut unterstützt, dass es eine große Freude war.

Foto: Florian W. Müller

Wie gehst du bei Auswahl der passenden Produkte für deine Motive vor?

Schauen, sich das fertige Bild vorstellen, Im Kopf das Licht setzen und überlegen, wie es komponiert wird. Dann die Hintergrund-Recherche zu den einzelnen Tieren oder Pflanzen (Im Fall von "Equilibrium"). Daraus resultiert dann oft noch eine weitere Ebene für die fertigen Bilder. Dann die Überlegung wie die Bilder präsentiert werden sollen. Da ist WhiteWall ein famoser Sparringspartner, da man manche Arten der Präsentation gar nicht auf dem Schirm hat.

photo of an insect mimicking a leaf.

Foto: Florian W. Müller

Hast du weitere fotografische Projekte geplant, die du mit uns teilen möchtest?

Die Serien aus "Equilibrium" sind noch lange nicht abgeschlossen, ich arbeite parallel weiter an Pflanzen und Tieren. Abgesehen davon gibt es noch weitere Ideen abseits dieser Motive. Pilze zum Beispiel!

Auch in der Auto-Fotografie habe ich noch viele Ideen, die ich angehen möchte. Da kommt noch so einiges!

black and white close-up of a snake.

Foto: Florian W. Müller

Hast du einen Rat, den du anderen Fotografie-Begeisterten mitgeben möchtest?

Offen sein. mit offenen Augen durch die Welt gehen. Der Kamera mehr abverlangen als das reine Auslösen. Spielen mit Motiven und Techniken. Ausstellungen besuchen! Experimentieren!

Was sollten wir noch über dich wissen?

Ich bin 49, lebe in Köln und arbeite auf der ganzen Welt. Allein, im Team, an großen und kleinen Projekten. Ich habe quasi immer einen gepackten Koffer im Flur stehen. Ich arbeite als Kunst- und Werbefotograf (das geht tatsächlich), vorzugsweise beides in einem, oft auch als Creative Director.

Gemeinsam mit anderen kreativen Köpfen stelle ich gerne den Status quo in Frage, suche nach neuen Perspektiven und denke über den Tellerrand hinaus. Ich bin begeistert, wenn Kunden etwas ausprobieren wollen, was hundert Fotografen noch nicht gemacht haben.

Ich liebe, was ich tue.

Ich mag Jazz und Heavy Metal (geht auch), bin verheiratet, habe einen kleinen Sohn und wenn Sie sehen wollen, wie ein Fotograf mit seinem kleinen Jungen Homeschooling gemacht hat, dann schaut Euch mein Projekt „Homeschooling with a photographer“ an.

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