Interview mit Florian W. Müller

Kurzprofil

Florian W. Müller ist ein mehrfach ausgezeichneter Kunst- und Werbefotograf und Creative Director, der mit seiner Familie in Köln lebt und weltweit arbeitet. „Ich habe quasi immer einen gepackten Koffer im Flur stehen.“ In seinen Bildern hinterfragt er den Status quo und sucht nach neuen Perspektiven. Im Interview verrät er mehr über seine Arbeit.

Portrait of Florian W. Müller.
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PROFI-TIPPS VON FLORIAN W. MÜLLER

Ein gelungenes Motiv als Druck in den Händen zu halten, ist für jeden Fotografen ein spannender Schritt, der dem kreativen Prozess des Fotografierens eine weitere Dimension verleiht. Die Verwendung des richtigen Papiers spielt dabei eine wichtige Rolle. Um Ihnen die Auswahl zu erleichtern, verrät Ihnen der international renommierte Fotograf Florian W. Müller heute anhand von drei seiner Fotoserien seine Kriterien für das perfekte Fine Art Papier. Hierfür hat er die Fine Art Papiere in drei Gruppen unterteilt und so für jedes Motiv das passende Papier ausgewählt.

  • Kategorie 1: Papiere mit dezenten Strukturen 

  • Kategorie 2: Glänzende Papiere mit charakterstarker, haptischer Textur 

  • Kategorie 3: Matte Papiere mit deutlich sichtbaren Strukturen 

Florian, wie würdest du Fine Art Papiere kategorisieren? Welche Unterschiede sind für dich wichtig?

Ganz grob gesagt: Glänzend, matt und strukturiert. Und für jeden Punkt gibt es wieder Unterschiede und Nuancen. Und jedes Motiv kann seine eigene Wirkung mit einem entsprechend ausgewählten Bild deutlich steigern.

Insbesondere bei der Auswahl an Fine Art Papieren setzt WhiteWall neue Maßstäbe. WhiteWall bietet Papier von Hahnemühle und Canson an. Diese kann man in die genannten Kategorien einteilen. Das hilft mir bei der Auswahl des richtigen Papiers für Motive oder Motivserien. Wir können uns das ganz wunderbar anhand von drei Serien meiner Arbeiten vor Augen führen.

Kategorie 1: Papiere mit dezenten Strukturen

Serie Lyonel 2000

Für diese Serie eignen sich besonders matte oder glänzende Papiere, ohne stark im Bild wahrnehmbare Struktur. Diese Papiere sind für sehr viele Motivarten passend.

Folgende Papiere gehören zu dieser Gruppe:

  • Hahnemühle Photo Silk Baryta X

  • Hahnemühle Photo Rag

  • Canson Rag Photographique

Diese Serie zeigt ein großes Faibel von mir: Mehrfachbelichtungen. Es handelt sich um Architekturfragmente, die durch diese Technik abstrahiert, in ihrer geometrischen und fast haptischen Struktur aber auch etwas figuratives oder mehrdimensionales bekommen. Hier könnte eine deutliche Struktur des Papiers den Betrachter zu sehr auf die Zweidimensionalität des Papiers zurückholen. Für meine Serie „Lyonel 2000“ mit ihrer geometrischen und fast haptischen Struktur eignen sich besonders glänzende oder matte Papiere, wie Hahnemühle Photo Silk Baryta X, Hahnemühle Photo Rag oder Canson Rag Photographique ohne stark wahrnehmbare Struktur.

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Kategorie 2: Glänzende Papiere mit haptischer Textur

Serie Ikarus

Für diese Serien eignen sich besonders glänzende/seidenglänzende Papiere, mit leichter bis deutlich sichtbarer Struktur.

Folgende Papiere gehören zu dieser Gruppe:

  • Hahnemühle FineArt Pearl

  • Hahnemühle FineArt Baryta

  • Canson Baryta Prestige II

Diese Bilder sind Teil einer größeren Serie - eigentlich von mehreren Serien - die in einer Werkgruppe “Equilibrium” zusammengeführt werden. Es geht um gefährdete und ausgestorbene Tierarten, um ein Bewusstsein für die – leider oft negative - Verzahnung zwischen der Umwelt und dem Menschen. Es handelt sich um mehrere Serien, die ich mit wunderbarer Unterstützung der Senckenberg-Institute und von Leica realisiert habe. Nehmen wir die Serie IKARUS: Vögel, teilweise schon seit über Hundert Jahren ausgestorben, werden fotografisch auf ein Podest gehoben, fast im Stil alter Meister, mit Rembrandt-Licht. Diese Motive und dieser Hintergrund verlangen nach einer edlen und brillanten Präsentation, die den Betrachter eintauchen lassen, ihn fesseln. Eine sichtbare Struktur, wie beim Hahnemühle FineArt Baryta, Hahnemühle FineArt Pearl oder Canson Baryta Prestige unterstützt außerdem die Federstruktur der Bilder, die übrigens auch im Hintergrund der Bilder kaum sichtbar aber vorhanden ist.

FINE ART PRINTS ENTDECKEN

Kategorie 3: Matte Papiere mit deutlicher Struktur

Serie Singularity

Für diese Serie eignen sich sehr matte Oberflächen mit einer deutlich sichtbaren Struktur.

Folgende Papiere gehören zu dieser Gruppe:

  • Hahnemühle William Turner

  • Hahnemühle Torchon

  • Canson Aquarelle Rag

Es geht bei der Singularity Serie um Architektur. Das Thema ist die Reduktion auf das Maximum, das Gebäude selbst. Hier darf es keine Ablenkung durch zu starken Glanz gehen. Die Mischung aus großen Gebäuden und visuellem Minimalismus wird durch eine matte Oberfläche verstärkt, man kann sich auf Details konzentrieren, ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Außerdem habe ich den Himmel auf den Bildern mit einem leichten Korn versehen, was auch wunderbar mit einer matten, fast rauen Struktur wie dem Hahnemühle Torchon, Hahnemühle William Turner oder dem Canson Aquarelle Rag passt.

FINE ART PRINT AUF ALU-DIBOND

Fine Art Print auf Canson Aquarelle Rag, ArtBox aus Holz, weiß

Hahnemühle Photo Silk Baryta X im Holz-Rahmen, braun

Hahnemühle FineArt Baryta in schwarzem Passepartout-Rahmen

FRAGEN AN FLORIAN W. MÜLLER

Kannst Du uns ein bisschen darüber erzählen, wie Du Fotograf geworden sind? Und erzähle uns etwas über deine Werke.

Als Fotograf bin ich Autodidakt. Aber ich fotografiere schon mein Leben lang. Seit mir mein Vater die magische Entwicklung eines Bildes in seiner Dunkelkammer gezeigt hat. Dafür werde ich ihm immer dankbar sein. Mit 6 bekam ich von ihm meine erste Kamera, eine Agfa Rapid mit den bescheidenen Einstellungen „Sonne“, Wolken“ und „Blitz“. Die Kamera habe ich immer noch. Bald darauf zeigte er mir auf einer alten Voigtländer das Zusammenspiel von Verschlusszeit und Blende und so weiter.

Meine Brötchen hatte ich zwar beim Hörfunk und Fernsehen verdient, allerdings kamen schon während des Studiums die ersten Aufträge von Kunden und Agenturen. Außerdem habe ich nebenbei als Stand- und Setfotograf bei Film- und Fernsehproduktionen gearbeitet.

Nachdem ich mit zwei befreundeten Fotograf:innen die ersten Ausstellungen selbst organisiert hatte und diese auch noch recht gut aufgenommen wurden, habe ich mich dazu entschieden die Fotografie in meinen beruflichen Mittelpunkt zu setzen. Relativ schnell kamen dann auch Auftragsarbeiten zustande, bei denen ich das große Glück habe, dass Kunden sich oft an freien und eher künstlerischen Arbeiten orientieren. Das ist natürlich super.

Heute arbeite und veröffentliche international, meine Arbeiten werden weltweit ausgestellt und ausgezeichnet.

Ich bin Professional im BFF, Mitglied in der DGPh und in der englischen AOP (Association of Photographers).

Bitte erzähle uns mehr über deine Kunst. Was ist dein besonderes Interesse, wie wählst du die Farben, die Komposition, die Themen usw.?

In meinen freien Serien geht es oft um abstrakte Darstellungen mit Hilfe von Mehrfachbelichtungen, verschiedenen Ebenen oder Abstraktion durch Reduktion, bzw. Konzentration. Beispielsweise Architekturfragmente, die aus ihrem räumlichen Kontext gelöst werden oder durch mehrere Ebenen von Fotografie eine grafische Ebene bekommen. Oder es geht um Artenschutz, bzw. das Aufzeigen von Verzahnungen in unserer Umwelt, in die der Mensch empfindlich eingreift und das Gleichgewicht in der Natur durcheinanderbringt. Wie zum Beispiel in den Serien „Anima“, Ikarus“, „Samsa“ und „Basilisk“, die in der Werkgruppe „Equilibrium“ zusammenkommen und mit dankbarer Unterstützung des Senckenberg Instituts entstanden sind.

Ich lasse mich durch alles Mögliche inspirieren, Kunst ist da ein wichtiger Faktor, ich bin schon sehr lange ein großer Fan der Expressionisten, allen voran Lyonel Feininger oder dem abstrakten Expressionisten Jackson Pollock. Musik spielt eine Rolle, genau wie Filme. Aber auch das ganz Alltägliche. Es gibt dieses Prinzip namens Serendipität, oder englisch Serendipity, was auch eher im englischsprachigen Raum ein Begriff ist. Da geht es – vereinfacht gesagt – um das Finden von etwas, wonach man nicht gesucht hat. Was bedeutet, wenn man mit offenen Antennen durch die Gegend läuft, entdeckt man immer wieder neues und spannendes, auch wenn man schon tausendmal daran vorbei gelaufen ist. Ich nenne es das „Flusensieb der Wahrnehmung“. Es lohnt sich da öfter mal reinzuschauen!

Mein Themenschrank hat viele Schubladen, von Makrofotografie über Stillleben, wie gesagt Abstraktes, bis hin zu Landschaften und Architektur. Werblich habe ich häufig Autos vor der Linse und habe, wie gesagt, das Glück, dass hier auch häufig der kreative Gedanke im Vordergrund steht. Ich freue mich immer, wenn ein Kunde nicht den Status Quo möchte, sondern Lust hat neue Wege zu gehen.

Zu Farben habe ich auch eine eher unterbewusste Verbindung. Ich habe eine Synästhesie, das heißt – vereinfacht gesagt – dass unter anderem Farben bei mir mit bestimmten Tönen assoziiert sind und umgekehrt. Sinneseindrücke sind also nicht nur auf ihren jeweiligen „Kanal“ (Hören, Sehen, Schmecken) begrenzt, sondern kommunizieren zuweilen wild durcheinander. Die bunten und abstrakten Bilder der „Lyonel 2000“ (meine kleine Hommage an Lyonel Feininger) haben für mich also auch eine musikalische Ebene. Aber auch hier geschieht wenig nach einem bestimmten Plan, es geht sehr viel um das Ausprobieren, das „Hineinspüren“.

Wie hat sich dein künstlerischer Stil im Laufe der Jahre entwickelt und welche Einflüsse haben deine Arbeit geprägt?

Ich weiß gar nicht ob und in welche Richtung meine Arbeiten sich verändert haben.

Retrospektiv gibt es bestimmt Bilder, die ich heute anders machen würde, das liegt aber oft an der Bearbeitung. Da lohnt es sich immer mit zeitlichem Abstand zu schauen, ob die Ausgestaltung eventuell nur eine kurze Halbwertszeit hat.

Durch technischen Fortschritt bedingt hat sich bestimmt etwas getan. Neue und kreative Möglichkeiten bei WhiteWall meine Arbeiten zu präsentieren, können schon auch ein Booster für neue Projekte sein. Seit ich mit Leica fotografiere, ist auch das Fotografieren selbst ein neues Level und ich versuche oft die Kamera an ihre Grenzen zu bringen. Dadurch, dass ich beruflich viel in der Welt unterwegs bin, hat sich mein Horizont sicher vergrößert und damit auch die Einflüsse, die sich in meiner Arbeit wiederfinden.

Mit Sicherheit haben mich aber die Gespräche mit Kolleg:innen stark weitergebracht. Es ist nicht übertrieben, dass meine fotografische Lernkurve steil nach oben ging, seit ich im BFF bin und in der englischen AOP. Begegnungen, Ausstellungen, Diskussionen sind ein großer Motivator für mich.

Hast Du Lieblingsformate oder -techniken, die Du bevorzugst, und warum?

Was Formate angeht, bin ich nicht festgelegt. Es gab eine Zeit, als ich die ersten eigenen Ausstellungen organisiert habe, da habe ich fast nur quadratische Bilder gezeigt. Heute frage ich mich, was denn da mit mir los war. „Form follows Function“, das gilt für mich auch in der Fotografie. Nur hat in der künstlerischen Fotografie der Begriff „Funktion“ oft eine andere Bedeutung als in der Werbung oder im Design. Diese Funktion ist die oft abstrakte Verbindung zwischen Betrachter:in und Bild. Subjektiv und meistens unterbewusst. Ich probiere gerne aus. Vermeintliche Regeln zu brechen gehört dazu: Landschaften müssen nicht im Querformat daher kommen, runde Bilder: Warum denn nicht!

Kurze Anekdote: Ich habe mal bei einer Gruppenausstellung in einer Galerie in Nottingham, England mitgemacht. Ich wurde eingeladen, meinen Beitrag zum Thema „Contemporary Photography“ beizusteuern. WhiteWall hatte da, recht neu, glaube ich, runde Bilder im Programm. Ich arbeitete gerade an einer Serie mit Doppelbelichtungen von Landschaftsmotiven und Beton-Oberflächen und dachte „Rund? Super!“ Es hingen ein paar dieser Bilder in der Galerie und ich stand oft neben Besuchern, für die das sehr neu und ungewöhnlich war. Ich habe sehr oft gehört „It’s beautiful. But… it’s round!“ Es entstand eine Auseinandersetzung zwischen Betrachter:in und meiner Arbeit. Das Format war nur der Aufhänger. Die Resonanz war (fast) nur positiv, die Bilder sind in Erinnerung geblieben.

Inwiefern spiegeln sich persönliche Erfahrungen oder Emotionen in deiner Kunst wider, und wie beeinflussen diese deine kreativen Entscheidungen?

Alles, was wir erleben, was uns bewegt, was uns Angst macht oder Freude bereitet, ob bewusst oder unbewusst, beeinflusst unser Denken, Fühlen, Handeln. Das gilt auch für die Kunst. Hier vielleicht sogar noch mehr, weil wir (vermeintlich) freier und persönlicher agieren. Ich würde nicht soweit gehen, dass ich bestimmte Serien oder Bilder einer bestimmten emotionalen Phase meines Lebens zuordnen kann. Aber es gibt auf jeden Fall Tendenzen. Ich wurde hier und da der „Dunkel-Müller“ genannt, weil meine Bilder sehr oft eher dunkel gestaltet sind. Quasi mehr Moll als Dur. Dabei bin ich gar nicht (so oft) melancholisch oder düster gestimmt, was man mit dieser Gestaltung vielleicht (oberflächlich) verbinden mag. Ich sehe darin mehr Möglichkeiten des Innehaltens, der Ruhe, der Kontemplation. Wenn nicht alles sofort erkennbar ist, wenn Verbindungen mit einem Bild erst entstehen können, weil man Anhaltspunkte, Anknüpfungspunkte sucht, hat man die Möglichkeit sich einem Bild anders zu nähern. Aber das ist nur meine Theorie, ein Plan steht nicht dahinter, es geschieht unabsichtlich.

Ein anderes Beispiel für eine (meine) emotionale Ebene eines Bildes, bzw. einer Serie: Ich mag New York sehr, auch wenn diese Stadt, vor allem Manhattan schrecklich laut ist, alles hektisch ist, die Menschen oft ruppig (aber herzlich). Trotzdem kann ich mich paradoxerweise in diesem Chaos sehr wohlfühlen, fast entspannen. Diese Erfahrung wollte ich in einem Bild festhalten. Herausgekommen sind die Bilder der Serie „Multivision“. Chaotische Mehrfachbelichtungen, die genau das zeigen: Sie sind durcheinander, chaotisch und doch strahlen sie eine seltsame Ruhe aus. Es folgten unter anderem Hong Kong und Istanbul als Motivgeber, es ist das gleiche Prinzip.

Was macht Fine Art Prints für dich besonders? Weshalb entscheidest du dich für WhiteWall?

Erstens mag ich es mit Profis zu arbeiten. Zweitens ist der Austausch toll, ich kenne mit Sicherheit nicht alle Wege ein Bild zu präsentieren, bei WhiteWall habe ich so viele Möglichkeiten, von denen ich vielleicht die passende gar nicht weiß. Hier kommt der Austausch ins Spiel, die Beratung. Noch dazu ist es unkompliziert. Wenn ich eine Ausstellung plane, kann ich sicher sein, dass ich einen Partner an meiner Seite habe, der mich unterstützt und ein offenes Ohr für meine Fragen hat und vielleicht mit einer Idee um die Ecke kommt, die mir nicht eingefallen ist.

Was für mich auch wichtig ist: Die Bilder werden hier, vor Ort produziert. Von der Rahmenleiste über den Fine Art Druck (oder die Ausbelichtung) oder die Kaschierung. Alles wird hier in der Nähe von Köln angefertigt.

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