Herbstfotografie | Im Interview: Simon Markhof

Von Fabian Peters - Fr, 02.10.2015 - 16:19

Der Herbst zählt mit seinen spektakulären Kontrasten und besonderen Lichtverhältnissen zur beliebtesten Jahreszeit unter Natur- und Landschaftsfotografen. Im Interview spricht Landschaftsfotograf Simon Markhof über seinen Einstieg in die Fotografiebranche, verrät, worauf es bei gelungenen Herbstaufnahmen ankommt und erklärt, warum die digitale Bildbearbeitung für ihn untrennbar mit der Fotografie verbunden ist.

Start of a new day/ Foto: Simon Markhof

Hallo Simon, erzähl uns ein bisschen etwas über dich. Wie bist du zur Fotografie gekommen und was begeistert dich am meisten daran?

Mein Name ist Simon Markhof, ich bin 30 Jahre alt und leidenschaftlicher Landschaftsfotograf. Ich erinnere mich noch gut an den Moment, in dem mich die Fotografie zum ersten Mal als Kunstform begeistert hat: Ein langjähriger Schulfreund hat mich vor ziemlich genau zehn Jahren mit einem Bild konfrontiert, das es vermutlich schon lange nicht mehr gibt. Es war eine aus heutiger Sicht ziemlich rauschige und übersättigte Fotografie eines Windparks im Sonnenuntergang. Eine Art Landschaftsaufnahme, die einen begeistert, wenn man nichts mit der Fotografie am Hut hat – mit unheimlich knalligen Farben und einer etwas übertriebenen Bildstimmung. Ab diesem Zeitpunkt habe ich angefangen mit meiner Kompaktkamera zu experimentieren. Am Anfang war das selbstverständlich noch sehr holprig. Meine damalige Casio Exilim gab den Rahmen vor, in dem ich mich fotografisch bewegen konnte. Ich habe mich einfach ausprobiert und aus meinen Fehlern gelernt. 2008 fand ich dann den Einstieg in die Fotografie, mit einer digitalen Spiegelreflexkamera. Spätestens ab diesem Moment hat mich die Fotografie gepackt und ich habe mich in allen Genres versucht: Portrait-, Makro-,Tier-, und Produktfotografie.

Du hast dich unter anderem auf die Landschaftsfotografie spezialisiert. Wie bist du zu diesem Themenschwerpunkt gekommen und was fasziniert dich daran?

Mein Interesse für die Landschaftsfotografie hat sich wahrscheinlich ergeben, da ich viele schöne, landschaftliche Motive direkt vor der Haustür habe. Etliche Bilder aus meinem Portfolio stammen aus der direkten Umgebung meines Wohnortes. Der Weg dahin war wohl ein wenig Zufall, gepaart mit dem Fakt, dass ich gerne in der Natur bin und mich dafür begeistern kann. Ich kann mich noch an die Zeit erinnern in der ich nicht fotografiert habe. Schon damals war ich fasziniert, wenn ich einen großformatigen Druck von Orten gesehen habe, die man selbst wahrscheinlich nie so zu Gesicht bekommt. Das hat in mir immer das Fernweh geweckt. Als ich dann mit dem Fotografieren angefangen habe, wollte ich mit meinen Bildern genauso faszinieren. Ich wollte einen schönen Sonnenuntergang nicht nur ansehen, sondern auch ablichten, um ihn der ganzen Welt zu zeigen. Es gibt auf dieser Welt so viele wundervolle Orte, vom Regenwald bis hin zu den Gebirgsketten: Ich möchte einfach das Gefühl vermitteln, das ich in dem Moment der Aufnahme hatte. Das reizt mich am meisten.

Morning mist/ Foto: Simon Markhof

Der Herbst ist mit seinem Farbenreichtum wie gemacht für Landschafts- und Naturfotografen. Was ist für dich das Besondere an dieser Jahreszeit?

Der Herbst ist in der Tat eine besondere Jahreszeit – auch wenn jede Jahreszeit ihren Reiz hat. Ich finde es interessant zuzusehen, wie der Winter langsam den Sommer ablöst. Blätter verfärben sich, Morgennebel dominiert das Landschaftsbild und warmes Licht bestimmt die Morgen- und Abenddämmerung. All diese Faktoren sind wie geschaffen für eine gute Landschaftsaufnahme. Den Morgennebel finde ich besonders spannend, denn gepaart mit ein bisschen Sonnenschein entstehen geniale Lichtsituationen, die man selten in einer anderen Jahreszeit hat. Mit einem solchen Sonne-Nebel-Mix können auch langweilige Szenarien wunderschön werden und frühes Aufstehen wird meistens belohnt. Gerade auch, weil Gewässer morgens sehr ruhig sind und oft perfekte Spiegelungen liefern. Alles in allem ist es im Herbst sehr viel leichter ein gelungenes Bild zu schießen.

Die Themen Licht und Kontrast spielen im Herbst eine große Rolle. Worauf muss man achten, damit Aufnahmen zur aktuellen Jahreszeit gelingen?

Die Regeln, die in der Landschaftsfotografie gelten, finden auch im Herbst Anwendung. Eine gelungene Landschaftsaufnahme setzt meiner Meinung nach immer gutes Licht und eine noch bessere Gesamtkomposition voraus. Vor allem der Bildaufbau und die Komposition sind für mich ein wichtiger Teil der Fotografie. Im Herbst, wenn sich die Blätter der Bäume gelb, orange, braun und rot verfärben, lassen sich beispielsweise in Kombination mit einem blauen Himmel oder Gewässer hervorragende Komplementärkontraste ablichten. Mit dem richtigen Bildaufbau wird daraus fast automatisch eine gelungene Aufnahme. Der wichtigste Tipp ist der einfachste: Man muss rausgehen und fotografieren. Ich habe mich anfänglich oft dabei ertappt, dass ich mich von kaltem Wetter abschrecken ließ. Aber gerade das ist eine gute Gelegenheit, um zum Sonnenaufgang an sonst gut besuchten Orten allein zu sein.

Autumn tree/ Foto: Simon Markhof

Wer oder was inspiriert dich bei deiner Arbeit, beziehungsweise woher kommen die Ideen für deine Motive?

Viele talentierte, nationale und internationale Fotografen inspirieren mich, aber auch meine Freunde. Wenn ich auf Reisen bin, plane ich die Orte, die ich fotografieren will. Ich suche mir Inspirationen im Internet, studiere die Umgebung und recherchiere die besten Tageszeiten, um an einem entsprechenden Ort zu sein. Es kam auch schon vor, dass ich mit Freunden für eine Location 400 Kilometer quer durch Deutschland gefahren bin, weil ich eine Aufnahme gesehen habe, die ich unbedingt live erleben wollte. Nach der Planung versuche ich die Situation vor Ort zu bewerten. Ein vorgefertigtes Bild in meinem Kopf entsteht frühestens dort, denn wenn man vorher schon eine gewisse Vorstellung hat, gibt es immer etwas, das vor Ort anders ist. Oft gehe ich auch ohne guten Shot wieder nach Hause, weil das Licht nicht mitspielen wollte. Da hilft auch die beste Vorbereitung nichts. Dann muss man es einfach so oft versuchen, bis man das bekommt, was man möchte. Geduld und Durchhaltevermögen sind hier wichtige Faktoren.

Mit welchem Equipment bist du unterwegs?

Erst kürzlich habe ich zum Vollformat gewechselt und freue mich jeden Tag über den Quantensprung in der Bildqualität. Zur Zeit fotografiere ich mit einer Nikon D610. Wie vermutlich jeder Landschaftsfotograf liebe ich weitwinklige Aufnahmen, für die ich ein Nikkor 16-35mm Objektiv benutze. Bei weitläufigeren Szenerien muss man etwas näher heranzoomen. Hier ist das Nikkor 24-70mm, das alles vom oberen Weitwinkel bis zum leichten Teilbereich abdeckt, das Objektiv meiner Wahl. Außerdem ist ein gutes Stativ unerlässlich für jeden Landschaftsfotografen. Momentan verwende ich ein Manfrotto BeFree mit einem Standardkugelkopf. Außerdem befinden sich ein Polfilter und ein LEE Big Stopper für Langzeitbelichtungen bei Tageslicht auf meiner Equipmentliste. In Kürze kommen dank der Kooperation mit Vallerret noch ein Paar Fotohandschuhe dazu, nach denen ich schon lange gesucht habe.

Autumn breeze/ Foto: Simon Markhof

Die digitale Fotografie verleitet meist zur Nachbearbeitung, um ein optimales Ergebnis zu erzielen, das oftmals beinahe künstlich wirkt. Welchen Stellenwert hat die digitale Nachbearbeitung für dich?

Meiner Meinung nach gehört die Nachbearbeitung heute untrennbar zur Fotografie. Allerdings macht man aus einem schlechten Foto selbst mit der besten Software kein Meisterwerk. Die Problematik sehe ich darin, dass viele vor dem Erlernen fotografischer Grundlagen den Umgang mit Bildbearbeitungsprogrammen lernen wollen. Neben dem Licht erachte ich die Bildkomposition als wichtigsten Teil einer Aufnahme. Diese lässt sich mit einem Bildbearbeitungsprogramm nachträglich nicht ändern, genauso wie das vorhandene Licht. Ein gutes Ausgangsmaterial ist für ein gutes Endergebnis zwingend notwendig. Der Dynamikumfang einer Kamera ist wesentlich geringer als der des menschlichen Auges. Das Zusammensetzen mehrerer Belichtungen gehört für mich zum ganz normalen Workflow. Es dient aber lediglich dem Zweck eine Aufnahme realistischer wirken zu lassen, beziehungsweise so darzustellen, dass sie dem tatsächlich Gesehen am nächsten kommt. Die Grenze ziehe ich dort, wo Elemente hinzugefügt werden, die nicht im Bild vorhanden waren. Das ist für mich ein absolutes „No Go“. Denn dann handelt es sich meiner Meinung nach nicht mehr um eine Fotografie, sondern um ein Composing und das ist etwas ganz anderes.

Du bist zur Zeit in Australien, weshalb wir kein persönliches Gespräch führen können. Was verschlägt dich nach Down Under?

Ich mache derzeit das, was viele direkt nach dem Abitur machen – eine kreative Auszeit. Da man das Working-Holiday-Visum, mit dem man ein Jahr in Australien bleiben darf, nur bis zum dreißigsten Lebensjahr bekommt, habe ich die Chance genutzt dem Alltag zu entfliehen und einfach mal ein Jahr zu leben. Es ist fantastisch an Orten zu sein, die man sonst nur aus dem Reiseführer oder dem Fernsehen kennt und sie selbst zu fotografieren. Ich habe hier schon viele wunderschöne Orte gesehen und auch die Tierwelt ist faszinierend. Eine Auszeit von Arbeit und Alltag hilft dabei sich selbst zu reflektieren. Der Abstand von dem Gewohnten hilft mir neue Inspiration zu finden und Ideen, die ich schon lange im Kopf habe endlich einmal anzugehen. Im Moment realisiere ich verschiedene fotografische Projekte. Unter anderem arbeite ich zur Zeit mit anderen Fotografen an der Umsetzung eines deutschsprachigen Weblogs für qualitativ hochwertige Landschafts- und Naturfotografie, der voraussichtlich Anfang 2016 online gehen wird. Tutorials und Workshops, die Einsteigern und Fortgeschrittenen gleichermaßen dabei helfen sollen besser zu fotografieren, sollen dabei im Fokus stehen.

Basteibrücke/ Foto: Simon Markhof

Was ist deiner Meinung nach ausschlaggebend, um in der Fotografiebranche erfolgreich zu sein?

Das kommt darauf an, wie man Erfolg definiert. Es ist schwierig in einem sehr umkämpften Markt Fuß zu fassen. Um mit der Fotografie wirklich Geld zu verdienen, geht meiner Meinung nach kein Weg an einer hohen bis sehr hohen Qualität der Aufnahmen vorbei. Man muss sich durch einen eigenen Stil von anderen abheben. Manchmal muss man auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein oder mit den richtigen Leuten ins Gespräch kommen. Es ist auch eine Frage, ob man regional, national oder international erfolgreich sein will. Je nachdem wie man diese Fragestellung beantwortet, muss man unterschiedliche Wege gehen. Was in meinen Augen nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist die technische Ausrüstung. Ich habe schon Fotos gesehen, die mit Smartphones gemacht wurden und eine stärkere Wirkung auf den Betrachter haben als Aufnahmen, die mit einer teuren Spiegelreflexkameras gemacht wurden. Ein Verständnis dafür, was ein gutes Bild ausmacht, ist ein wichtiger Teil des Erfolgs. Nur wer immer dazu lernt, sich mit anderen austauscht und Kritik annimmt, kann sich verbessern. Ich glaube Erfolg wird heute viel zu sehr auf eine finanzielle Ebene beschränkt. Natürlich ist es ein Traum von der Fotografie leben zu können. Das können aber nur die wenigsten von sich behaupten. Für mich ist es ebenso ein Erfolg, wenn ich in der Natur bin und Zeit mit Menschen verbringen kann, die ich gern um mich habe. Für mich sind solche Momente und die damit verbundenen Erinnerungen ein besonders lohnenswerter Teil der Fotografie.

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