Der ISO-Wert in der digitalen Fotografie

Von Max Niemann - Mo, 16.12.2019 - 13:26

Bei jedem Licht schöne Fotos: Mit dem richtig eingestellten ISO-Wert.

Wenn Sie in verschiedenen Lichtsituationen fotografieren, dann haben Sie schon einmal vom ISO-Wert gehört. Doch was genau ist der ISO-Wert und wie wirkt er sich auf die Belichtung Ihrer Fotos aus? Wie vermeiden Sie Bildrauschen und Qualitätsverlust? Erfahren Sie es direkt im Beitrag!

Inhaltsverzeichnis

Was wir heute von digitalen Kameras als ISO-Wert kennen, entspricht ungefähr der Filmempfindlichkeit analoger Kameras: Jeder analoge Film verfügt über einen festen Wert, der sich auf die Belichtung der später darauf festgehaltenen Bilder auswirkt. Bei modernen Digitalkameras lässt sich die Empfindlichkeit flexibel anpassen. Das bringt eine Vielzahl von Vorteilen mit sich und erweitert Ihre fotografischen Gestaltungsmöglichkeiten. 

 © Unsplash. Was früher die Filmempfindlichkeit war, ist heute als ISO-Wert bekannt.

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Der ISO-Wert im Verhältnis zu Belichtungszeit und Blende

Zunächst einmal grundlegend: Die Gesamtbelichtung eines Bildes setzt sich aus den drei oben genannten Faktoren zusammen. Die größten gestalterischen Möglichkeiten haben Sie mit der Blende – sie reguliert Tiefenschärfe und Bokeh, entscheidet also, wie viel oder wenig vom Hintergrund Sie in Ihren Bildern zeigen möchten.

Der Faktor Belichtungszeit (auch Verschlusszeit genannt) ist recht selbsterklärend: Er gibt an, wie lange Licht auf den Sensor fällt. Hier entstehen optische Unterschiede oft erst bei sehr langen Belichtungszeiten, wo es zu verwischten oder unscharfen Ergebnissen kommen kann – ein gewünschter Effekt zum Beispiel beim Fotografieren von fließendem Wasser.

 © Unsplash. Das Spiel aus ISO-Wert, Blende und Belichtungszeit bestimmen die Belichtung Ihres Fotos.

Die Lichtempfindlichkeit hat dagegen meist einen verschwindend geringen Einfluss auf den endgültigen Bildlook: Sie wird oft nur angepasst, wenn über Blende und Belichtungszeit nicht mehr die gewünschte Belichtung erreicht werden kann.

Ein höherer ISO-Wert lässt mehr Licht ins Bild und ermöglicht so das Fotografieren in dunkleren Umgebungen – bewirkt aber auch ein steigendes Bildrauschen.

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Lichtempfindlichkeit in Digitalkameras: die ISO-Reihe

Bei den meisten modernen Kameras liegt der ISO-Wert standardmäßig bei 100 oder 200. Bei diesem Standardwert entstehen besonders rauscharme Bilder, sodass Sie sich bei der Einstellung der Empfindlichkeit am besten an diesem Wert orientieren.

Eine Verdopplung oder Halbierung des ISO-Werts entspricht dabei einer Blende mehr oder weniger Licht. "Die ISO", wie es Fotografen oft umgangssprachlich nennen, hat wie alle anderen Belichtungsfaktoren auch Zwischenstufen, meist in Dritteln. So sieht die ISO-Reihe in Ihrer Kamera wahrscheinlich etwa wie folgt aus: 

(50) - 100 - 125 - 160 - 200 - 250 - 320 - 400 - … - 800 1600 - (3200 - 6400 - 12.800)

Der ISO-Wert für 50 wird teilweise auch mit "L" für "low" bezeichnet und ist ein elektronisch erzeugter, niedrigerer Wert als die Grund-ISO der Kamera. Werte jenseits der 6400 bezeichnet man auch als "High-ISO-Bereich" – hier hat das Bildrauschen bereits stark zugenommen. Beides sind meist eher Notfall-Lösungen für extreme Lichtbedingungen.

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So stellen Sie die Filmempfindlichkeit richtig ein

Wenn Sie die Belichtung für ein Foto einstellen, beginnen Sie in den meisten Fällen am besten mit der Brennweite und Blende – so entscheiden Sie die wesentlichen Faktoren, die den Look Ihres Fotos beeinflussen. Die Belichtungszeit stellen Sie im Anschluss so ein, dass sie zur Brennweite und Situation passt (mehr dazu in den zugehörigen Beiträgen).

Der ISO-Wert kommt in der Regel ganz zum Schluss: Regulieren Sie ihn so niedrig wie möglich, aber so hoch wie nötig, um die gewünschte Lichtausbeute und eine korrekte Belichtung zu erhalten. Je nach Sensor sind ISO-Werte jenseits der 1600 mit starken Einbußen in der Bildqualität verbunden. Das Bildrauschen nimmt zu, Fotos wirken weniger klar und deutlich. Dennoch: Oft ist das ein verschmerzbarer Kompromiss, schließlich werden die meisten Fotos ohnehin nicht in der 100%-Ansicht angeschaut oder im Billboard-Format gedruckt.

 © Unsplash. Gegen das unschöne Bildrauschen: ISO-Wert so niedrig wie möglich, aber so hoch wie nötig halten!

Und im Gegensatz zu beispielsweise einer zu langen Belichtungszeit können Sie ein etwas stärker rauschendes Bild immer noch zum Beispiel für den Webeinsatz oder kleinere Drucke verwenden – ein verwischtes, unscharfes oder verschwommenes Bild ist meist völlig unbrauchbar.

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Die ISO-Empfindlichkeit in Automatik-Programmen

Zunächst einmal grundlegend: Die Gesamtbelichtung eines Bildes setzt sich aus den drei oben genannten Faktoren zusammen. Die größten gestalterischen Möglichkeiten haben Sie mit der Blende – sie reguliert Tiefenschärfe und Bokeh, entscheidet also, wie viel oder wenig vom Hintergrund Sie in Ihren Bildern zeigen möchten.

Der Faktor Belichtungszeit (auch Verschlusszeit genannt) ist recht selbsterklärend: Er gibt an, wie lange Licht auf den Sensor fällt. Hier entstehen optische Unterschiede oft erst bei sehr langen Belichtungszeiten, wo es zu verwischten oder unscharfen Ergebnissen kommen kann – ein gewünschter Effekt zum Beispiel beim Fotografieren von fließendem Wasser.

Die Lichtempfindlichkeit hat dagegen meist einen verschwindend geringen Einfluss auf den endgültigen Bildlook: Sie wird oft nur angepasst, wenn über Blende und Belichtungszeit nicht mehr die gewünschte Belichtung erreicht werden kann. Ein höherer ISO-Wert lässt mehr Licht ins Bild und ermöglicht so das Fotografieren in dunkleren Umgebungen – bewirkt aber auch ein steigendes Bildrauschen.

 © Unsplash. Bei  viel Licht reicht ein niedriger ISO-Wert.

Keine Sorge: Nicht nur als semiprofessioneller oder als Hobby-Fotograf ist der vollmanuelle Modus nicht immer das Mittel der Wahl. Auch professionelle Fotografen vertrauen je nach Situation gern auf zum Beispiel die Blendenvorwahl (Av-Modus), wenn sich die Lichtverhältnisse unkontrollierbar schnell ändern.

Manche Kameras bringen auch weiter konfigurierbare Automatiken mit – das kann Ihnen viel Arbeit abnehmen. So können Sie zum Beispiel in der Blendenvorwahl einfach die gewünschte Blende vordefinieren, bspw. ƒ/2.8 an einem 85mm-Objektiv, und die weiteren Werte eingrenzen: Die Belichtungszeit sollte z.B. nicht unter 1/125s fallen und die ISO bestenfalls unter 1600 bleiben. Sind diese Parameter voreingestellt, können Sie in der Regel sorgenfrei fotografieren und mit ordentlichen Ergebnissen rechnen.

Verfügt Ihre Kamera nicht über eine solche Funktion, verzagen Sie dennoch nicht: Mit ein wenig Erfahrung lässt sich der ISO-Wert bestens den Gegebenheiten anpassen. Bei normalen Blendenwerten ist tagsüber und outdoor ein ISO-Wert um die 100 problemlos zu realisieren, indoor bei einfallendem Tageslicht erreichen Sie mit ISO 400 einen guten Kompromiss aus Bildrauschen und kurzen Belichtungszeiten, und in schummrig-schwachen Lichtverhältnissen oder nur bei gemütlichem Kunstlicht sind oft Werte ab ISO 1600 realistisch. Natürlich sind dies nur Richtwerte und oft je nach Situation individuell zu beurteilen. Doch sich beim Einstellen der Kamera auch in einem (Halb-)Automatikprogramm erst einmal einen groben Eindruck des Lichteinfalls zu machen, hilft beim Eintarieren der Empfindlichkeit.

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Vier Tipps zum Umgang mit der ISO-Empfindlichkeit

1. Low-ISO-Werte unter 100

Genießen Sie ISO-Werte unter 100 mit Vorsicht. Diese empfehlen sich oft nur in Studiokonditionen mit klar definiertem Dynamikumfang – oder wenn Sie outdoor die Belichtungszeit nicht mehr weiter verkürzen können, um eine passende Belichtung bei gewünschter Blende zu erzielen.

2. High-ISO-Werte über 1600

Entgegen landläufiger Meinung sind hohe ISO-Werte oft nicht allzu problematisch. Sehen Sie es sportlich: Wenn die Lichtverhältnisse so schlecht sind, dass Sie mit "angemessener" Belichtungszeit und Blende bei ISO 800 ein schwarzes Bild auf dem Sensor haben, schrauben Sie lieber an der Filmempfindlichkeit als an den ersten beiden Faktoren. Mit ISO 3200 bekommen Sie die vierfache Lichtausbeute – und somit ein zwar vielleicht etwas verrauschtes, aber immerhin überhaupt ein Bild.

 © Unsplash. Bildrauschen muss auch bei wenig Licht nicht auftreten- mit dem richtigen ISO-Wert!

3. Rauschen nachträglich korrigieren

Die meisten Bildbearbeitungsprogramme kommen "werksseitig" bereits mit einer oder gar mehreren Funktionen zur Rauschunterdrückung. Achten Sie hier jedoch darauf, es nicht zu übertreiben. Ein gesundes Mittelmaß erhält wesentliche Details und Kanten und reduziert gleichzeitig unangenehmes Bildrauschen.

4. Mut zum Filmkorn

Bildrauschen hat ein schlechtes Image – in kommerziellem Umfeld verständlich, schließlich ist das Ziel hier meist ein möglichst (technisch) perfektes Bild. Gerade in der privaten Fotografie kann Rauschen aber im Gegenteil sogar ein schönes Stilmittel sein – denken Sie nur mal an das Korn im analogen Film. Inzwischen produzieren viele Kamerasensoren in High-ISO-Verhältnissen zwar noch merkbares Bildrauschen, das aber teilweise sogar eher einen schönen Look erzeugt als stört. Probieren Sie es zum Beispiel mal mit einem kontrastreichen Schwarz-Weiß-Filter – und vielleicht haben Sie statt einem Bild für den Papierkorb nun ein stimmungsvolles Motiv mit leichtem Analog-Look.

Viel Erfolg beim Ausprobieren und Experimentieren!

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