INTERVIEW

"Ich fotografiere nicht, was ich sehe, sondern ich erschaffe es" - Yevheniia Laptii

"Ich kann meine Erfahrung mit der Fotografie als die Erzeugung einer Realität beschreiben"

Foto der Serie : "Okolotov - When Scary Tales Turn Into Reality" - Y. Laptii - Foto-Abzug hinter Acrylglas mit Slimline Einfassung 60x40 cm - Focus Ukraine, Circulation(s) 2024

1/ Wie hast du mit der Fotografie begonnen? Was bedeutet die Fotografie für dich? Kannst du uns deinen Werdegang beschreiben?

Mein Name ist Zhenya Laptiy, ich bin 32 Jahre alt und eine ukrainische Fotografin. Ich lebe derzeit in Kryvyi Rih, einer kleinen Stadt im Süden der Ukraine. Dort arbeite ich als Projektmanagerin in einem Zentrum für zeitgenössische Kultur und arbeite auch an meinen Fotoprojekten.

2/ Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Wie hat sich der Krieg auf deine Arbeit ausgewirkt?

Ich habe im Alter von 24 Jahren, nachdem ich meinen Universitätsabschluss gemacht hatte, mit dem Fotografieren begonnen. Ich habe Kunsthistoriker studiert und eine Zeit lang als Kunstdirektor gearbeitet, aber mir fehlte etwas in diesem Beruf und ich begann, mich selbst in der Kreativität zu suchen. Also habe ich angefangen, Fotos zu machen, zunächst mit meinem Handy und später mit einer Kamera.

Für mich ist die Fotografie nur eine Technik des persönlichen Ausdrucks, genauso wie Malerei oder Performance. Aber ich habe diese Ausdrucksform für mich selbst gewählt. Ich kann meine Erfahrung mit der Fotografie als eine Generierung der Realität beschreiben. Mit anderen Worten: Ich fotografiere nicht das, was ich sehe, sondern ich erschaffe es.

Ich würde meinen Stil als Reality-Generation bezeichnen. Nach Kriegsbeginn war ich besetzt und musste aus dem besetzten Dorf, in dem ich lebte, fliehen. Ich habe lange Zeit in Österreich gelebt und es war schwierig für mich, zur Fotografie zurückzukehren, ich konnte nicht fotografieren. Während sich meine Kreativität vor dem Krieg auf den Menschen und den Körper konzentrierte, kann ich heute keine Menschen mehr fotografieren. Sie interessieren mich nicht mehr.

3 / Ist es das erste Mal, dass du deine Arbeiten in einer Ausstellung präsentierst? Kannst du beschreiben, was du fühlst?

Nein, es ist nicht das erste Mal. Derzeit habe ich bereits über 50 Ausstellungsprojekte in ganz Europa und der Ukraine durchgeführt.

4/ Was hast du in Paris vor?

Ich war noch nie in Paris, daher wird dies mein erster Besuch sein. Natürlich werde ich den Louvre und andere Museen besuchen!

Über Yevheniia Laptii

Yevheniia Laptii wurde 1992 in Charkiw geboren und absolvierte die Staatliche Akademie für Design und Kunst in Charkiw. Seit 2016 hat sie an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in der Ukraine und im Ausland teilgenommen. Seit dem 24. Februar 2022 widmet sie ihr zuvor der Körperlichkeit gewidmetes Werk dem russisch-ukrainischen Krieg. Sie lebt derzeit in Kryvyi Rih, einer kleinen Stadt in der Südukraine. Sie arbeitet dort als Projektmanagerin in einem Zentrum für zeitgenössische Kultur und arbeitet auch an ihren Fotoprojekten. Sie stellt ihre Serie „Oktolotv „When Scary Tales turn into Reality“ dieses Jahr auf dem Circulation(s)-Festival in Paris aus.

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