Architekturfotograf Dan Alka im Interview
Dan Alka
Dan Alka ist ein tschechischer Architektur-, Kunst- und Porträtfotograf. Er arbeitete mehrere Jahre mit Oliviero Toscani zusammen und gründete die Multimedia-Plattform INSTATRIO.com. Diese hilft Reisenden und Architekturliebhabern, sehenswerte Wahrzeichen und kulturelle Orte weltweit zu entdecken.
Im Interview spricht Dan Alka über seine Zusammenarbeit mit WhiteWall, das Konzept des „entscheidenden Moments” von Henri Cartier-Bresson, den Einfluss seiner Kindheit in der Industriestadt Ostrava und gibt Tipps für Einsteiger in die Architekturfotografie.

Kannst du uns ein bisschen erzählen, wie du Fotograf geworden bist?
Ich wurde Fotograf, noch bevor ich jemals eine Kamera in der Hand hielt. Das Sehen kam zuerst – Aufmerksamkeit, Neugier, die Gewohnheit, zweimal hinzusehen. Die Kamera kam später, als eine Erweiterung dieser Gewohnheit: ein Werkzeug, um das Sichtbare einzufangen und gleichzeitig dem Unsichtbaren zu erlauben, seine Spur zu hinterlassen.
Mich zieht nicht nur der Tanz des Lichts an, sondern auch die Emotion, die im Raum um es herum schwebt – das Echo der Erinnerung, die Stille zwischen Gesten. Die Teile der Wirklichkeit, die sich nicht ankündigen, aber dennoch gefühlt werden wollen.
Ich bin in Ostrava aufgewachsen, einer Industriestadt in Tschechien – einst eines der wichtigsten Zentren für Kohle und Stahl in Europa. Meine liebsten „Spielplätze“ waren keine Parks oder Sportplätze, sondern die verlassenen Fabriken der Stadt. Für die meisten waren diese Brachen Narben in der Stadtlandschaft; für mich waren sie verschlungene Skulpturen – vernetzte Strukturen aus Stahl und flackerndem Licht, in denen Rost, Geometrie und Schatten ihre eigene Sprache sprachen.
Ich streifte durch ihre stillen Gänge, verfolgte abblätternde Farbe, rostige Treppen, eingestürzte Böden, herabhängende Kabel und lose Ziegel. Ein falscher Schritt konnte versteckten Asbest aufwirbeln – also lehrten mich diese Orte, dass Aufmerksamkeit fürs Detail eine eigene Form des Sehens ist.
Ich kehrte immer wieder dorthin zurück, um ihre sich wandelnden Formen, feinen Strukturen und rauen Texturen zu beobachten. Jedes Fragment schien eine neue Idee zu entfachen, eine neue Art zu sehen. Risse, Rost und verbogenes Metall waren für mich nicht bloß Zeichen des Verfalls – sie waren Auslöser für Kreativität, Einladungen, neue Linien zu zeichnen, verborgene Muster zu entdecken und im Zusammenspiel von Struktur und Licht zu verweilen.
Als ich schließlich zum ersten Mal eine Kamera in die Hand nahm, zog mich die Architektur an – nicht nur als Motiv, sondern als Mittel, den Raum zwischen dem, was wir als Realität begreifen, und dem, was jenseits unserer Wahrnehmung existiert, zu erkunden. Zunächst wanderte ich durch diese verlassenen Gebäude, betrachtete ihre Formen und Texturen und ließ mich von ihnen inspirieren. Doch bald erkannte ich, dass nur die Kamera diese flüchtigen Eindrücke bewahren und übersetzen konnte – und dass sie diesen stillen Strukturen in Fotografien ein zweites Leben schenkte.
Aus dieser frühen Gewohnheit, jedes Detail wahrzunehmen, entstand mein Leitgedanke: „Kein Detail ist zu klein.“ Heute, ob ich die klaren Linien ultramoderner Architektur oder die flüchtige Poesie des Lichts auf Beton einfange – ich trage diese Lektion in mir weiter: die verborgenen Geschichten und feinen Strukturen sichtbar zu machen, die jedem Raum seine Einzigartigkeit verleihen.
Wie lässt du dich inspirieren? Und was inspiriert dich am meisten – Filme, Bücher, Magazine oder deine Umgebung?

Foto: Dan Alka - Der Fotoabzug auf Alu-Dibond wird durch eine ArtBox aus Aluminium in Gold gerahmt. Von vorne wirkt die Rahmung dezent und greift die warme Farbgebung des Motivs auf. Gleichzeitig verleiht die Tiefe der ArtBox dem Bild skulpturale Präsenz.
Ich glaube nicht, dass Inspiration etwas ist, das man jagen muss. Sie ist bereits überall – verwoben in die Kurve eines Schattens, die Textur einer Wand, das Licht auf einem Gesicht, das man schon tausendmal gesehen hat. Die Herausforderung besteht nicht darin, sie zu finden, sondern darin, sie zu bemerken – ihr volle Aufmerksamkeit zu schenken.
Darin liegt der Unterschied zwischen Schauen und Sehen: Schauen ist passiv, Sehen ist ein bewusster Akt. In dem Moment, in dem du wirklich siehst, verwandelt sich die gewöhnliche Welt in eine unendliche Quelle von Reichtum und Staunen.
„Die große Welle vor Kanagawa“ – Hokusais legendärer Holzschnitt, vielleicht das am häufigsten reproduzierte Kunstwerk der Geschichte – wurde zur stillen Strömung unter meiner Fotografie eines Gebäudes, das vermutlich das meistfotografierte in der Schweiz ist. Diese Welle verfolgt mich, seit ich das Original zum ersten Mal in einem Museum gesehen habe.
Deine Arbeit ist stark auf moderne Architektur fokussiert. Kannst du uns mehr über deinen fotografischen Stil erzählen und wie er sich über die Jahre entwickelt hat?
Architektur, besonders moderne Bauwerke, ist mein Ausgangspunkt – aber nicht mein Ziel. Für mich geht es in der Fotografie nicht darum, einfach abzubilden, was ist, sondern zu zeigen, was sein könnte. Mit der Zeit habe ich erkannt, dass das eigentliche Wachstum meiner Arbeit nicht technischer Natur war, sondern philosophischer.
Minor White sagte einmal: „Fotografiere nicht nur, was es ist, sondern fotografiere auch, was es sonst noch ist.“ Dieses Prinzip leitet meine Arbeit: Ich benutze meine Kamera nicht als bloße Kopiermaschine oder Realitätsscanner – sie ist ein Fenster zu dem, was ich mir vorstelle, fühle und erträume.
Laozi schrieb vor 2.500 Jahren: „Die fünf Farben blenden das Auge.“ Die Welt auf feste Kategorien zu begrenzen – was schön, wertvoll oder fotogen ist – trübt die Wahrnehmung. Vieles von meinem Wachstum kam daher, dass ich visuelle Klischees und starre Regeln losließ, um die verborgenen Texturen, Schatten und Rhythmen der Welt sichtbar werden zu lassen.
Architektur gibt mir Struktur, Rhythmus und Form, aber meine Vorstellungskraft lenkt das Objektiv. Manchmal verzerre ich, verdoppele oder abstrahiere – nicht, um die Realität zu manipulieren, sondern um sie zu erweitern. Durch diese Techniken entferne ich das Offensichtliche und enthülle das Unsichtbare, erkunde Grenzbereiche, in denen Wahrnehmung sich verschiebt und vertraute Formen unerwartete Nuancen zeigen.
Für mich ist Fotografie Ausdruck von Vorstellungskraft – ein Mittel, nicht nur die physische Welt, sondern auch Emotionen, Gedanken und abstrakte Ideen zu vermitteln. Gebäude sind nicht statisch; sie sind Gespräche zwischen Licht, Raum und Zeit.
Meine Mission ist es zu sehen – und anderen zu helfen zu sehen – nicht nur, was ist, sondern auch, was sein könnte.
Du hast schon viele beeindruckende Architekturfotografien gemacht. Gab es einen bestimmten Moment auf deinem fotografischen Weg, der besonders prägend für dich war?

Foto: Dan Alka - Hier wurde der Fotodruck auf gebürstetem Alu-Dibond kaschiert, sodass helle und weiße Bildbereiche metallisch schimmern – ein Effekt, der Struktur und Materialität der Fassade eindrucksvoll betont.
Der erste Moment kam in meiner Kindheit in Ostrava, einer Stadt, die damals von grauen Fassaden, verfallenden Fabriken und sogar schwarzem Schnee durch schwere Umweltverschmutzung geprägt war. Die Welt um mich herum war schwer, erdrückend und visuell taub. Dann tauchten eines Tages Oliviero Toscanis Benetton-Plakate auf. Es war wie ein akustischer Knall in meinem Kopf: blendend weiße Hintergründe, durchsetzt mit Bildern, die mehr Kraft hatten als Worte – eine schwarze Frau, die ein weißes Baby stillt, ein Priester, der eine Nonne küsst, ein Neugeborenes noch mit Nabelschnur, drei menschliche Herzen in Weiß, Schwarz, Gelb oder Porträts von Todestraktgefangenen – sie berührten mich tief.
Ebenso faszinierend waren die Reaktionen der Menschen um mich herum. Ich erinnere mich an die Empörung meiner Großmutter, deren konservativer Glaube mit Bildern kollidierte, die sie nicht ertragen konnte. Damals begriff ich, dass Fotografie genauso provozieren wie erhellen kann – dass sie Stille stören, hinterfragen und Dialoge anstoßen kann.
Der zweite Moment kam Jahre später, als die Fotografie fast aus meinem Leben verschwunden war. Ich arbeitete als IT-Berater in Deutschland, als ich einen von Toscanis Vorträgen besuchte. Nach seinem Vortrag sprach ich ihn an, erzählte ihm, welche Bedeutung seine Bilder für mich als Kind hatten, und zeigte ihm einige meiner eigenen Fotos. Zu meiner Überraschung gefielen sie ihm nicht nur – er lud mich in sein Studio in der Toskana ein.
Was als Wochenende geplant war, wurde drei Jahre Zusammenarbeit an seiner Seite. Ich tauchte in sein Studio ein, lernte seine Art zu sehen und zu hinterfragen. Diese Jahre brachten mich nicht nur zurück zur Fotografie, sie veränderten auch grundlegend, wie ich sie verstehe: nicht nur als Bilder, sondern als Gespräche mit der Welt.
Architekturfotografie erfordert viel Geduld und ein feines Gespür für den richtigen Winkel. Wie planst du einen Shoot, um das perfekte Bild einzufangen?

Foto: Dan Alka - Die abstrakt wirkenden Architekturmotive gewinnen durch das matte Acrylglas an Tiefe und zeigen klare Farben mit reduzierten Reflexionen. Der schwarze Rahmen Hamburg setzt eine klare optische Grenze und konzentriert so den Blick.
„Meine Fotografie beginnt lange bevor ich am Ort bin.“
„Ich bereite mich sorgfältig vor, lasse aber immer Raum für Zufall.“
Vor Reisen skizziere ich Ideen, studiere Karten, Bücher und Luftaufnahmen einer Stadt. Vor Ort tauche ich vollständig ein – ich streife Tag und Nacht durch Straßen, klettere auf Türme für Vogelperspektiven, schleiche mich in versteckte Innenräume und höre den Einheimischen zu, um zu spüren, wie es wirklich ist, dort zu leben.
Wenn ich einen Ort finde, der es wert ist, festgehalten zu werden, kehre ich immer wieder zurück, um zu beobachten, wie Licht und Wetter seinen Charakter verändern. Obwohl ich von Natur aus ungeduldig bin, kann ich Tage an derselben Stelle warten, im Vertrauen darauf, dass der Moment kommt. Podcasts und Hörbücher begleiten mich und machen das lange Warten erträglich – manchmal sogar angenehm. Meine volle Aufmerksamkeit gilt jedoch immer diesem entscheidenden Moment – dem einzigartigen Zusammentreffen von Vision, Licht und Komposition.
Für mich ist Fotografie immer ein Dialog zwischen Vorbereitung und Spontaneität: wissen, was ich sehen möchte, und dennoch offen bleiben für das Unerwartete. Die überzeugendsten Bilder entstehen oft in der Spannung zwischen Absicht und Zufall – aber das ist nicht der einzige Weg. Ich nenne eine alternative Herangehensweise den „Komponierten Moment“.
Henri Cartier-Bressons über 70 Jahre altes Konzept des „entscheidenden Moments“ ist eines der bekanntesten in der Fotografie. Es beschreibt den flüchtigen Augenblick, in dem Leben spontan zusammenläuft – Gestik, Komposition und Bedeutung perfekt aufeinandertreffen – sodass das Foto sowohl unvermeidlich als auch lebendig wirkt. Das zu erreichen, erfordert Geduld, Beobachtung und Intuition. Der entscheidende Moment wird entdeckt, nicht erzeugt; der Fotograf wartet, bis sich die Realität arrangiert hat, bevor er auslöst.
Manchmal muss man unkonventionelle Wege gehen, um das richtige Motiv zu finden. Gab es besondere Herausforderungen bei einem Architektur-Shooting, die du meistern musstest?

Foto: Dan Alka
Eine der größten Herausforderungen in der heutigen Architekturfotografie ist nicht das Wetter, das Licht oder die Technik – es ist Vertrauen. Ein Stativ kann mehr Paranoia und Misstrauen auslösen als Sympathie. Sicherheitskräfte, Anwohner und Passanten vermuten oft, dass du eine Agenda jenseits der Kunst hast. Ich erinnere mich besonders an zwei Städte, in denen die Genehmigung zum Fotografieren im Voraus langwierig und kompliziert war. In Istanbul wurde ich ohne Genehmigung von einer voll bewaffneten Einheit schnell daran erinnert, dass ich hier nicht fotografieren darf. In London – der globalen Überwachungshauptstadt mit ihrem riesigen CCTV-Netzwerk – fanden mich die „Gedankenpolizisten“ schneller, als ich den richtigen Platz für mein Stativ gefunden hatte.
Mit der Zeit habe ich gelernt, diese Spannung zu navigieren und den Menschen zu zeigen, dass ich nicht „nehme“, sondern etwas zurückgebe: ein Bild, eine Perspektive, eine Erinnerung daran, dass Architektur nicht nur aus Beton und Glas besteht, sondern ein soziales Dokument ist. Diese Gebäude sind Teil unseres kollektiven Gedächtnisses, ihre Formen tragen die Ideale und Ambitionen der Zeit, in der sie entstanden sind.
Aus deiner Perspektive: Welche größten Fehler machen Anfänger in der Architekturfotografie? Und welche Tipps hast du, um sie zu vermeiden?
Anfänger hetzen oft und konzentrieren sich zu sehr auf ihre Ausrüstung, dabei übersehen sie eines der wertvollsten Werkzeuge: Geduld. Sie ermöglicht es einer Szene – oder einem Moment –, sich von selbst zu offenbaren. Betrachte deine Umgebung mit der Neugier eines Kindes; sieh nicht nur, beobachte wirklich. Frage dich, warum du Fotos machst und was du damit teilen willst – allein technische Perfektion reicht nicht, damit ein Bild wirkt. Obsession, Präsenz und Neugier verwandeln ein korrektes Bild in ein unvergessliches.
Du hast bereits mit WhiteWall zusammengearbeitet, um einige deiner Arbeiten in großen Formaten zu drucken. Wie war deine Erfahrung mit der Qualität und Präsentation der Arbeiten auf WhiteWall-Drucken?
Ich habe WhiteWall vor einigen Jahren in Deutschland entdeckt und schnell erkannt, dass es eine der zuverlässigsten und professionellsten Optionen für Fine-Art-Druck ist. Im Laufe der Zeit habe ich viele Druckstudios in Europa und darüber hinaus getestet, aber keines konnte WhiteWalls Balance aus kompromissloser Qualität und durchdachtem Service erreichen.
Beeindruckt hat mich von Anfang an nicht nur die technische Exzellenz der Drucke, sondern auch das Engagement, komplexe Prozesse einfach wirken zu lassen, eine breite Auswahl an Materialien anzubieten und dafür zu sorgen, dass das Bestellen von großformatigen Arbeiten präzise und stressfrei bleibt.
In vielerlei Hinsicht spiegelt WhiteWall eines meiner eigenen Leitprinzipien wider: Kein Detail ist zu klein. Auch wenn es unausgesprochen bleibt, zeigt sich diese Philosophie in jeder Phase des Prozesses.
Genauso wichtig war die persönliche Betreuung: WhiteWall nahm sich immer Zeit, Fragen sorgfältig und klar zu beantworten. Besonders möchte ich Amanda und Maxine aus den Teams in Miami und New York danken, deren Unterstützung während meiner Zusammenarbeit stets aufmerksam und wirklich hilfreich war.
Kürzlich habe ich vier großformatige Drucke bestellt – und ich könnte nicht zufriedener sein. Jedes Werk zeigt, wie der richtige Druckansatz das volle Potenzial eines Fotos entfaltet – Präsenz verstärkt, Atmosphäre verdichtet und den Raum ausfüllt. Jeder Druck wurde mit einer anderen Technik und auf einem anderen Material erstellt, passend zur Stimmung und Charakteristik des Bildes. Ich werde diese Werke hier teilen, zusammen mit den Materialien und Techniken, die verwendet wurden – die du genauso auf WhiteWalls Website für jedes Foto auswählen kannst. Wer zufällig in Prag ist, kann sie live im großartigen Showroom Fiala sehen.
Bei Großformatdrucken sind Details und Klarheit entscheidend. Worauf achtest du besonders, wenn du ein Bild für einen großen Druck vorbereitest?

Foto: Dan Alka
Bei der Vorbereitung denke ich nicht nur in Pixeln oder technischer Präzision. Ich frage mich zuerst: Welches Format verdient dieses Bild wirklich? Größer ist nicht immer besser. Würden die Mona Lisa (77 x 53 cm) oder das Mädchen mit dem Perlenohrring (44 x 39 cm) ihre stille Kraft behalten, wenn sie vergrößert würden? Und umgekehrt – behielten Guernica (349 x 777 cm) oder die Nachtwache (380 x 454 cm) ihre Wirkung, wenn sie verkleinert würden?
Manchmal schafft ein kleineres Format Intimität, manchmal verstärkt ein monumentaler Druck die Präsenz und verändert, wie das Bild erlebt wird.
Ich orientiere mich oft an der Malerei – Kunst hat schon lange vor der Fotografie gezeigt, wie Maßstab und Komposition die Wahrnehmung formen. Wie diese Meister achte ich darauf, wie das Auge des Betrachters wandert, wie Präsenz und Leere interagieren und wie Details erst sichtbar werden, wenn das Werk vollständig erlebt wird.
Klarheit ist wichtig, aber Größe allein macht ein Bild nie stark. Das richtige Format erlaubt, dass Motiv, Komposition und Geschichte voll wirken und das Foto zu einer immersiven, fast filmischen Erfahrung wird. Für mich geht es beim Großformatdruck nicht um technische Perfektion, sondern darum, Erzählung, Atmosphäre und Emotion in einen Raum zu übertragen, den der Betrachter wirklich erleben kann. Jede Entscheidung – vom Bildausschnitt bis zum Endformat – richtet sich nach dem Erlebnis, das ich schaffen möchte, nicht nach dem automatischen Drang, es größer zu machen.
Hast du spezielle Tipps für Fotografen, die ihre Architekturaufnahmen großformatig drucken möchten, damit Details klar und präzise bleiben?
Auf eurer Website gibt es einen großartigen Artikel: „4 Schritte zur Großformatigen Kaschierung“ von Jan-Ole Schmidt, der die technischen Aspekte hervorragend erklärt. Ich möchte einen anderen, eher flüchtigen Rat geben, der ebenso wichtig ist.
Ansel Adams sagte einmal: „Es gibt nichts Schlimmeres als ein scharfes Bild eines unscharfen Konzepts.“
Viele technisch perfekte Architekturfotos – tackenscharf und korrekt belichtet – wirken trotzdem steril, wenn ihnen emotionale Resonanz fehlt. Schärfe allein macht ein Bild nicht packend. Ein leicht unperfektes Foto kann hingegen faszinieren, Emotionen wecken oder durch Stimmung, Bewegung oder Geheimnis eine Geschichte erzählen.
Zum Beispiel Hiroshi Sugimotos Architekturreihen: Seine verschwommenen Darstellungen ikonischer Gebäude dokumentieren nicht jedes Detail, sondern wollen Gefühle hervorrufen. Durch bewusste Weichheit reduziert Sugimoto Architektur auf ihre Essenz: Form, Erinnerung, Atmosphäre. Die Ergebnisse sind zeitlos, traumhaft und tief kontemplativ. Wir erinnern uns oft nicht an Gebäude in kristallklaren Linien, sondern an Eindrücke – Momente von Licht, Schatten und Gefühl.
Also ja – wähle das richtige Objektiv, fotografiere in RAW, nutze niedrige ISO, halte die Kamera stabil, achte auf Blende und Verschlusszeit, korrigiere die Perspektive und nutze Hilfsmittel wie Tilt-Shift-Objektive, Fokus-Stacking, HDR oder Belichtungsreihen, wenn nötig. All das sind stille Berechnungen, um das Bild richtig hinzubekommen.
Gleichzeitig solltest du mit Post-Processing vertraut sein, z. B. in Photoshop oder einer ebenso leistungsfähigen (und kostenlosen) Alternative wie Photopea.com, die mein brillanter Freund Ivan Kutskir allein entwickelt hat – eine beeindruckende Leistung, wenn man bedenkt, dass Photoshop von einem Team von etwa 100 Personen entwickelt wird.
Doch verliere dabei nie deine eigene künstlerische Stimme. Frage dich: Welche Geschichte erzähle ich? Welches Gefühl will ich hinterlassen? Am Ende bleibt ein Foto, das im Gedächtnis haften bleibt, vor allem wegen seiner Seele, nicht wegen seiner Schärfe. Technische Perfektion ist ein Werkzeug – nicht das Ziel. Deine Betrachter merken sich nicht das Rauschen oder die leichte Unschärfe, sondern wie das Bild sie fühlen lässt.
Was sollten wir noch über dich wissen?

Foto: Dan Alka
Ich arbeite täglich an meinem Web- und Multimedia-Projekt INSTATRIO.com, das eine sorgfältig kuratierte Sammlung der besten Fotos, Videos, Audios, Texte und eine interaktive Karte bietet. Obwohl das Projekt noch in der Beta-Phase ist, zeigt es bereits mehrere hundert Must-See-Orte weltweit und dient als praktisches Tool, um unvergessliche Ziele zu entdecken und Besuche zu planen. INSTATRIO.com hilft, weniger zu suchen, indem es eine kuratierte Sammlung bereitstellt, sodass man müheloser entdecken kann.
Das Motto des Projekts lautet: „SEARCH LESS, DISCOVER MORE.“ Als fortlaufendes Herzensprojekt füge ich kontinuierlich neue Orte hinzu und erweitere die Inhalte.
Zukünftig plane ich, INSTATRIO.com zu einer kollaborativen Plattform auszubauen und ausgewählte Fine-Art-Fotografen und Videografen weltweit einzuladen, beizutragen.
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