Interview mit Ksenia Felker - Analoge Ästhetik neu entdeckt

Ksenia Felker

Ksenia Felker wurde in Kasachstan geboren und lebt heute in Frankfurt am Main. Die Fotografie begleitet sie, seit sie denken kann – als Ausdruck ihrer kreativen Neugier. Gemeinsam mit ihrem Partner betreibt sie das Studio dreizuzwei und widmet sich der analogen Fotografie, in der sie ihre Leidenschaft für natürliche Lichtstimmungen und feine Kompositionen auslebt. Im Interview verrät sie, warum Achtsamkeit für sie zur Essenz des Fotografierens gehört, welche Orte und Länder sie besonders inspirieren und welche Papiere ihre Motive für sie besonders lebendig werden lassen.

Portrait von Ksenia Felker.

Wie bist du eigentlich zur Fotografie gekommen? Gab es einen besonderen Moment oder ein Erlebnis, das dich auf diesen Weg gebracht hat?

Falls es einen besonderen Moment gab, dann kann ich mich daran zumindest nicht erinnern. So lange fotografiere ich schon, im Prinzip mein ganzes Leben lang. Ich habe immer gerne gemalt, gebastelt. Ich bin ein kreativer und visueller Mensch. Ich denke, deshalb hat mich die Fotografie so früh begeistert und bis heute nie losgelassen.

Was inspiriert dich am meisten beim Fotografieren – ist es die Umgebung, Menschen, Bücher, Filme oder einfach das, was dir im Alltag begegnet?

Es gibt sehr viele Fotografinnen und Fotografen, die mich nachhaltig inspirieren. Aber meist ist es doch das, was man direkt vor sich hat. Wo es sich lohnt, genauer hinzuschauen. Die Perfektion in einem scheinbar unperfekten Moment – wie ein ungemachtes Bett. Das Bedürfnis einen Moment festzuhalten, der nur flüchtig ist. Das Spiel aus Licht und Schatten.

Viele deiner Fotos erzählen kleine Geschichten oder haben einen poetischen, fast nostalgischen Touch. Wie entsteht diese Stimmung bei dir?

Foto im Passepartout-Rahmen zeigt ein Fenster mit grünem Pflanzenbewuchs davor, an einer dunkelgrauen Wand über einem Sideboard.

Foto: Ksenia Felker - Der Passepartout-Rahmen „London” mit seinen feinen Goldakzenten und die seidig-matte Struktur des Fuji Crystal DP II Silk Papiers verleihen der Fotografie den kunstvollen Charakter eines Gemäldes.

Ich denke, das kommt zum einen durch die analoge Fotografie. Die Farben, die Körnung – Nostalgie pur. Aber zum anderen vermutlich auch durch meine Motivauswahl. Ich liebe ruhige Szenen, Stillleben, Natur. Selbst in einer hektischen Stadt lassen sich unaufgeregte Momente finden. Gerade auf Reisen fotografiere ich gerne Situationen, die mir ein schönes Gefühl vermitteln. Das Morgenlicht, das ins Schlafzimmer fällt. Der Kaffee oder ein gedeckter Frühstückstisch. Kurze Momente, die eine Geschichte erzählen.

Deine Arbeiten erzeugen ein feines Spiel aus Licht und Schatten und wirken sehr authentisch – wie entscheidest du, welche Momente oder Szenen es wert sind, eingefangen zu werden? Welche Rolle spielt dabei die analoge Fotografie?

Ich liebe es zu fotografieren. Und damit meine ich vor allem den Prozess selbst. Durch den Sucher schauen, mit den Einstellungen spielen, auf den Auslöser drücken. Pure Freude. So kommt es natürlich schnell, dass ich eine Speicherkarte nach der nächsten fülle. Mit der analogen Fotografie hat sich das tatsächlich verändert. Man geht noch bewusster an jedes Motiv heran. Indem man sich diese Zeit nimmt, erkennt man die wirklich schönen Momente im Alltag, die sonst schnell übersehen werden – und die es wert sind, fotografiert zu werden.

Die analoge Fotografie erfordert einen bewussten, entschleunigten Umgang mit jedem Motiv. Wie verändert diese Achtsamkeit deinen Blick auf den einen besonderen Moment, den du festhalten möchtest?

Der Moment wird intensiver, weil man ihm mehr Aufmerksamkeit schenkt. Da ist die Freude darüber, ein tolles Motiv gefunden zu haben. Und dann ist da die Vorfreude darauf, den Moment nochmal erleben zu können – wenn der Film entwickelt und gescannt worden ist. Da schwingt dann auch immer etwas Anspannung mit, ob das Foto den eigenen Vorstellungen entspricht. Aber gerade nach einem schönen Urlaub fühlt es sich wie ein zweiter Kurzurlaub an. Man taucht nochmal komplett in den Moment ein.

Welche Orte oder Reisen haben dich in letzter Zeit besonders inspiriert?

Oben Foto eines Zimmers mit Tür und Bett, im Schattenfugen-Rahmen an der Wand hängend, unten Nahaufnahme von den Rahmen.

Foto: Ksenia Felker - Der Schattenfugen-Rahmen Basel in Ahorn weiß lässt den Fotoabzug hinter glänzendem Acrylglas scheinbar schweben. Die Kombination verleiht der Aufnahme Leichtigkeit und betont die warme, natürliche Stimmung des Motivs.

Besonders und anhaltend inspiriert haben mich meine Reisen nach Italien und Schweden. In die Architektur, Kultur und Gastronomie Italiens kann man sich nur verlieben. Da ist so viel Leben, so viel Leidenschaft, so viel Geschichte. Und über das viele Sonnenlicht freut sich natürlich jeder Fotograf. Schweden hingegen ist ruhig, unaufgeregt. Ein Land zum Entspannen. Dort habe ich mich besonders in die unberührte Natur mit ihren vielen Birken verliebt – die haben mich an meine Urlaube bei meiner Familie in Sibirien erinnert.

Wie wichtig ist es für dich, deine Bilder auch gedruckt zu sehen, und welchen Unterschied macht das für die Wirkung deiner Arbeit?

Die eigenen Bilder gedruckt zu sehen und vor allem haptisch anfassen zu können, ist ein tolles Gefühl. Wie die meisten von uns habe auch ich zig Tausende Bilder auf dem Smartphone, Laptop und externen Festplatten – und nur die wenigstens schaffen es in die analoge Welt. Wir sind kleine Bildschirme gewohnt, dabei entfalten manche Motive erst ab einer gewissen Größe ihre volle Kraft, kommen Details erst dann zum Vorschein. Für mich kann kein Display die Lebendigkeit eines Bildes so wiedergeben wie ein Druck.

Auf was achtest du bei der Materialauswahl für deine Prints, um deren Aussage zu unterstreichen?

Wir alle kennen das klassische, glänzende Fotopapier. In mir löst es Nostalgie aus, weil ich an die vielen Kinderbilder von mir denken muss. Für meine eigene Arbeit bevorzuge ich meist mattes, hochwertiges Papier. Ich finde ein Motiv kommt besser zu Geltung, wenn es kein Licht reflektiert. Details, Farben und Schärfe wirken intensiver. Außerdem ist ein Fine Art Print eine gute Basis, um dann andere Elemente wie Rahmen oder Passepartout passend auszuwählen.

Wenn jemand seinen eigenen fotografischen Stil entwickeln möchte – welche Übungen oder Ansätze haben dir selbst am meisten geholfen?

Foto hinter Acryl in Slimline-Einfassung zeigt eine Glasflasche und drei Äpfel auf hellem Untergrund, an einer Wand.

Foto: Ksenia Felker - Der Fotoabzug erhält hinter Acrylglas eine beeindruckende Tiefenwirkung. Die schmale Einfassung im Slimline-Rahmen in Schwarz unterstreicht die reduzierte Ästhetik und ergänzt die minimalistische Komposition des Stilllebens perfekt.

Ich weiß gar nicht, ob ich selbst einen fotografischen Stil habe. Ich glaube, wie so vieles im Leben ist auch dieser ständig im Wandel. Was mich in Bezug auf die Fotografie vorangebracht hat, war eine theoretische und praktische Auseinandersetzung mit meiner Kamera. Früher war der Automatikmodus mein treuer Begleiter. Ich habe abgedrückt, ohne mich vorher mit Blende, ISO oder Verschlusszeit beschäftigt zu haben. Ein fundiertes Verständnis über die Einstellungen und Möglichkeiten einer jeden Kamera haben mir enorm weitergeholfen. So kann ein Motiv je nach gewählten Werten anders wirken. Ausprobieren und kreativ werden haben meine Arbeit geprägt.

Was sollten wir noch über dich wissen?

Ich bin Ksenia, 30 Jahre alt und ich wohne seit fünf Jahren im schönen Frankfurt am Main. Ich wurde in Kasachstan geboren und bin schon oft im Leben umgezogen. Dabei hat mich immer eines begleitet, die Fotografie. Auch in meinem Hauptberuf im Marketing kann ich mich in dem Bereich austoben. Über die Fotografie habe ich meinen Partner kennen und lieben gelernt. Ich muss vermutlich also nicht nochmal erwähnen, welchen Stellenwert die Fotografie in meinem Leben einnimmt.

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