Langzeitbelichtungen für kreative Effekte
Von der WhiteWall-Expertin Katharina Wergen
Die Langzeitbelichtung eröffnet Fotografen eine faszinierende Welt voller kreativer Möglichkeiten. Durch die gezielte Verlängerung der Belichtungszeit entstehen atemberaubende Bilder, die Bewegung und Zeit auf einzigartige Weise einfangen.
In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, was eine Langzeitbelichtung ist, wie Sie diese Technik kreativ einsetzen können und welche Kameraeinstellungen und welches Zubehör Sie benötigen. Lassen Sie sich inspirieren und entdecken Sie die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Langzeitbelichtung in der Fotografie.
Was ist eine Langzeitbelichtung?
Die Langzeitbelichtung ist eine Technik, bei der die Verschlusszeit der Kamera verlängert wird, um Bewegungen im Bild festzuhalten. Bei einer Langzeitbelichtung kann der Kamerasensor mehr Licht aufnehmen, was zu spektakulären Effekten führen kann. Während bei normalen Aufnahmen die Belichtungszeit oft nur den Bruchteil einer Sekunde beträgt, kann die Belichtungszeit bei einer Langzeitbelichtung mehrere Sekunden, Minuten oder sogar Stunden dauern. Durch die Langzeitbelichtung ist es möglich, Bewegungen zu verwischen und Lichtspuren zu erzeugen, die bei einer kürzeren Belichtungszeit nicht sichtbar wären. Langzeitbelichtungen werden häufig in der Nachtfotografie oder bei schlechten Lichtverhältnissen eingesetzt, um eindrucksvolle und künstlerische Aufnahmen zu erzielen.

Kreative Einsatzmöglichkeiten der Langzeitbelichtung
Landschaftsfotografie
In der Landschaftsfotografie verleiht die Langzeitbelichtung den Bildern etwas Entrücktes, beinahe Magisches. Fließendes Wasser, wie Wasserfälle oder Flüsse, verwandelt sich in eine seidige Oberfläche, während Wolken am Himmel zu weichen, dynamischen Formen verschmelzen. Stellen Sie sich vor, Sie fotografieren einen Wasserfall. Mit einer langen Belichtungszeit verwandelt sich das herabstürzende Wasser in einen glatten, mystischen Schleier, der dem Bild eine beruhigende, verträumte Atmosphäre verleiht. Gleichzeitig bleiben unbewegte Objekte wie Felsen oder Bäume gestochen scharf und bilden einen starken Kontrast zu den fließenden Elementen.

Porträtfotografie
Auch in der Porträtfotografie bietet die Langzeitbelichtung interessante Möglichkeiten. Durch eine längere Belichtungszeit lassen sich Bewegungen einfangen. So entstehen dynamische und kreative Porträts. Zum Beispiel kann eine tanzende Person durch eine Langzeitbelichtung in eine wirbelnde, geisterhafte Figur verwandelt werden. Oder Sie verwenden Lichtquellen wie Taschenlampen oder Leuchtstäbe, um während der Belichtung Muster um das Modell zu zeichnen, was dem Bild eine mystische und künstlerische Note verleiht.
Eine weitere Möglichkeit ist die Kombination von statischen und bewegten Elementen im Porträt. Stellen Sie sich vor, Sie fotografieren eine Person, die still sitzt, während sich im Hintergrund Menschen oder Fahrzeuge bewegen. Durch eine lange Belichtungszeit verschwimmen die bewegten Elemente, während die porträtierte Person scharf und klar bleibt. Dadurch entsteht ein interessanter Kontrast, der dem Bild Tiefe und Dynamik verleiht.
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Lichtmalerei
Lichtmalerei ist eine faszinierende Anwendung der Langzeitbelichtung, bei der Lichtquellen wie Taschenlampen und LED-Stäbe in dunkler Umgebung verwendet werden, um Bilder zu "malen". Während der langen Belichtung können mit der Lichtquelle Formen, Muster oder sogar Schriftzüge in die Luft gezeichnet werden, die dann als leuchtende Spuren auf dem Foto erscheinen.
Ein typisches Beispiel für Lichtmalerei sind leuchtende Herzen oder Sterne, die in die Luft gezeichnet werden. Das erfordert eine sorgfältige Planung und Koordination. Die Bewegungen müssen präzise ausgeführt werden, um das gewünschte Muster zu erzeugen. Die Ergebnisse sind oft spektakulär und haben einen surreal magischen Charakter.

Lichtspuren in der Stadt
Die Langzeitbelichtung kann bei Nacht eingesetzt werden, um die Lichter von Fahrzeugen auf belebten Straßen oder Autobahnen als lange, leuchtende Streifen darzustellen. Durch die lange Belichtungszeit werden die Scheinwerfer und Rücklichter der fahrenden Autos als farbige Lichtspuren festgehalten, während der Rest der Szene scharf bleibt. Die Lichtspuren verleihen dem Bild eine dynamische und energiegeladene Atmosphäre, die die Hektik und das Treiben der Stadt widerspiegelt. Auf diese Weise lassen sich auch Lichtspuren von Fahrrädern oder Motorrädern fotografieren.

Streetphotography
In der Streetphotography werden per Langzeitbelichtung die Bewegungen von Menschen und Fahrzeugen in urbanen Umgebungen eingefangen. Auf diese Weise kann die Dynamik und Energie des städtischen Lebens dargestellt werden. Durch die Langzeitbelichtung werden beispielsweise Menschen in Bewegung als verschwommene Silhouetten festgehalten, während statische Elemente wie Gebäude und Straßen scharf bleiben. Umgekehrt kann eine Person scharf abgebildet werden, während hinter ihr ein Zug leicht verschwommen vorbeifährt. In dem Fall ist es wichtig, dass sich die Person während der Aufnahme nicht bewegt, da sie sonst ebenfalls unscharf wird.

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Sternenspuren
Sternenspuren lassen sich am besten bei einem klaren Nachthimmel aufnehmen. Durch eine lange Belichtungszeit von mehreren Minuten oder sogar Stunden können die Sterne als lange, kreisförmige Spuren dargestellt werden, die das Bild mit einem hypnotischen und faszinierenden Muster füllen. Diese Technik erfordert Geduld und Planung, da die Kamera während der gesamten Belichtungszeit stabil bleiben muss.

Abstrakte Kunstwerke
Durch die bewusste Bewegung der Kamera während einer Langzeitbelichtung lassen sich Bilder erzeugen, die wie Gemälde oder moderne Kunstwerke wirken. So können z. B. Landschaften durch horizontale Bewegungen der Kamera in farbige Streifen verwandelt werden, die an ein Gemälde des Impressionismus erinnern. Vertikale Bewegungen können Bäume in der Natur in abstrakte, verschwommene Formen verwandeln, die fast gespenstisch wirken.

Kameraeinstellungen für die Langzeitbelichtung
Für erfolgreiche Langzeitbelichtungen sind verschiedene Kameraeinstellungen erforderlich. Hier sind einige grundlegende Schritte, die Ihnen helfen, die richtigen Einstellungen zu wählen:
Verschlusszeit
Die Verschlusszeit ist der entscheidende Faktor bei der Langzeitbelichtung. Je länger die Verschlusszeit, desto mehr Licht wird von der Kamera eingefangen und desto stärker werden Bewegungen im Bild dargestellt. Je nach gewünschtem Effekt können Verschlusszeiten von wenigen Sekunden bis zu mehreren Minuten oder Stunden verwendet werden. Für Anfänger ist es ratsam, mit einer Verschlusszeit von 10 bis 30 Sekunden zu beginnen und diese dann nach Bedarf anzupassen.
Blende
Die Blende steuert die Menge des einfallenden Lichtes und beeinflusst die Schärfentiefe des Bildes. Bei Langzeitbelichtungen wird oft eine kleinere Blendenöffnung (hohe Blendenzahl) verwendet, um eine größere Schärfentiefe zu erzielen und eine Überbelichtung zu vermeiden. Blendenwerte zwischen f/8 und f/16 sind oft eine gute Wahl.
ISO-Empfindlichkeit
Die ISO-Empfindlichkeit legt fest, wie empfindlich der Sensor der Kamera auf Licht reagiert. Bei Langzeitbelichtungen ist es wichtig, einen niedrigen ISO-Wert (z. B. ISO 100 oder 200) zu verwenden, um das Bildrauschen zu minimieren und eine hohe Bildqualität zu gewährleisten. Eine höhere ISO-Empfindlichkeit kann bei sehr dunklen Szenen erforderlich sein, sollte aber sparsam eingesetzt werden, um Bildrauschen zu vermeiden.
Manuelle Fokussierung
Der Autofokus der Kamera ist bei Langzeitbelichtungen unter schlechten Lichtverhältnissen oft nicht ideal einsetzbar. Daher empfiehlt es sich, manuell zu fokussieren. Setzen Sie den Fokuspunkt auf das Hauptmotiv im Bild und stellen Sie die Schärfe z.B. mit der digitalen Lupenvergrößerung oder der Fokus-Peaking-Funktion per Hand ein. Bei Fokus-Peaking werden Kanten farblich hervorgehoben, sobald sie scharf sind.
Nützliches Foto-Zubehör für Langzeitbelichtungen
Für erfolgreiche Langzeitbelichtungen ist neben den richtigen Kameraeinstellungen auch das passende Zubehör entscheidend. Hier finden Sie einige wichtige Ausrüstungsgegenstände, die Ihnen helfen, die besten Ergebnisse zu erzielen:
Stativ
Ein hochwertiges und gleichzeitig stabiles Stativ ist für Langzeitbelichtungen unerlässlich, da die Kamera während der gesamten Belichtungszeit absolut ruhig bleiben muss. Ein wackeliges Stativ kann zu unscharfen Bildern führen. Wählen Sie ein Stativ, das inklusive Stativkopf stabil genug ist, um das Gewicht Ihrer Kamera sowie weiterem Zubehör sicher zu halten, und achten Sie darauf, dass es auf einer festen Unterlage steht.
Fernauslöser oder Selbstauslöser
Ein Fernauslöser oder der Selbstauslöser der Kamera sind nützlich, um Verwacklungen zu vermeiden, die durch das Drücken des Auslösers entstehen können. Mit einem Fernauslöser können Sie die Belichtung auslösen, ohne die Kamera zu berühren. Alternativ können Sie den Selbstauslöser auf 2 oder 10 Sekunden einstellen, damit die Kamera nach dem Drücken des Auslösers Zeit hat, sich zu stabilisieren.
ND-Filter
Ein ND-Filter (Neutraldichtefilter) reduziert die Lichtmenge, die in die Kamera einfällt, ohne die Farben zu verfälschen. Dadurch sind auch bei hellem Tageslicht längere Belichtungszeiten möglich. ND-Filter sind in verschiedenen Stärken erhältlich und können helfen, Überbelichtung am Tag zu vermeiden. So eignen sich ND-Filter zum Beispiel sehr gut, um tagsüber Gewässer samtig weich fließend darzustellen.
Taschenlampe oder Stirnlampe
Eine Taschen- oder Stirnlampe ist vor allem bei Nachtaufnahmen nützlich, um die Umgebung zu beleuchten, Ihre Ausrüstung zu sehen oder um mit Licht zu malen. Wählen Sie eine Taschenlampe mit mehreren Helligkeitsstufen, um flexibel zu sein.
Fazit
Ob Anfänger oder erfahrener Fotograf, die Langzeitbelichtung bietet Ihnen die Möglichkeit, die Welt auf neue und spannende Weise zu sehen. Lassen Sie sich von dieser Aufnahmetechnik inspirieren, experimentieren Sie und entdecken Sie die vielen Facetten der Langzeitbelichtung. Geduld, Planung und Kreativität sind dabei die Schlüsselfaktoren. Durch die Kombination von Bewegung und Stillstand können dynamische und kontrastreiche Bilder entstehen, die den Betrachter in ihren Bann ziehen.
Erfahren Sie mehr über die Autorin
Als ausgebildete Portrait- und Hochzeitsfotografin bringt Katharina Wergen ihr umfangreiches Wissen in die Fotografie ein. Seit 2018 ist sie bei WhiteWall im Unternehmen als Sales Consultant tätig und unterstützt Ausstellungsprojekte für Museen und Galerien. Zudem fokussiert sie sich verstärkt auf die Reportagefotografie. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen der Fotografin, hier im Interview.

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