Kurzprofil

Francois Ollivier, ist in Südfrankreich geboren und aufgewachsen, lebte aber die letzten elf Jahre in Montreal, Kanada. Der 40-jährige Fotograf, der sowohl die französische als auch die kanadische Staatsbürgerschaft besitzt, hat Sprachen studiert und zunächst als Werbetexter gearbeitet, bevor er sich voll und ganz der Fotografie zuwandte. „Montreal hat mich zu einem Künstler gemacht und mir 99 Prozent aller Möglichkeiten gegeben, die ich bisher hatte.“ Zu diesen Möglichkeiten zählen auch Arbeiten für Apple Music, die New York Times, die Washington Post, das GQ-Magazin oder das Air France Magazin.

Im Interview gibt er Einblicke in seine Arbeitsweise und wie er sich einem Motiv gedanklich nähert, welcher Herausforderungen er seit seiner Rückkehr aus Kanada zu meistern hat und was für ihn der große Vorteil am neuen Standort in Südfrankreich ist.

5 FRAGEN AN FRANÇOIS OLLIVIER

Kannst du uns ein wenig darüber erzählen, wie du Fotograf geworden bist?

Ich habe nicht wirklich versucht, ein Fotograf zu werden. Es kam organisch durch Gelegenheiten und ein bisschen Glück.  

Im Jahr 2010 habe ich angefangen zum Spaß zu fotografieren, ohne bestimmte Absichten. Ich habe mich sehr um mein Handwerk bemüht und ein interessantes Portfolio aufgebaut, aber ich hatte keine Ahnung, dass ich daraus einen Beruf machen würde, der kommerzielle und redaktionelle Aufträge für Kunden auf der ganzen Welt kombiniert. 

Foto: François Ollivier

Bitte erzähle etwas über deine Bilder. Was ist dein besonderes Interesse? Wie wählst du die Farben, die Komposition, die Themen usw. aus?

Ich beobachte - das ist es, was ich tue. Wenn ich Fremde auf der Straße fotografiere, kann es passieren, dass ich ein oder zwei Stunden warte, bis die richtige Person an dem Ort auftaucht, den ich ausgewählt habe.  

Manchmal stelle ich mir ein Projekt vor, das nichts mit dem Rest meiner Arbeit zu tun hat (wie Memory Lapses, die Arbeit mit reflektierendem Stoff), aber ich mache es trotzdem, weil es Spaß macht und mich der Prozess genauso begeistert wie das Ergebnis.  

In den letzten Jahren würde ich meine Arbeit als "zeitgenössische Dokumentation" bezeichnen, die von einer gewissen Form von Nostalgie und Poesie durchdrungen ist. Leider muss ich zugeben, dass ich dazu neige, mehr porträtorientierte Fotos zu schießen, weil sie besser in einen Instagram-Feed passen, der (leider wieder) meine Hauptplattform ist, um meine Arbeit zu präsentieren. Meistens fotografiere ich aber beide Versionen, denn wenn es um den Druck geht, bevorzuge ich Querformate. 

Foto: François Ollivier

Woher kommt dieses Interesse?  

Etwas anders zu machen, Details und zufällige Dinge hervorzuheben und sie in etwas Interessantes zu verwandeln. Ich bringe ein bisschen Magie in die alltäglichsten Dinge. Wenn ich finde, dass eines meiner Fotos zu sehr nach etwas aussieht, das ich schon gesehen habe, veröffentliche ich es einfach nicht oder nehme es gar nicht erst auf.  

Foto: François Ollivier

Wie lässt du dich inspirieren? Und was inspiriert dich am meisten? Filme, Bücher oder Zeitschriften? Oder was dich umgibt?

Ich beobachte die Trends in der Fotografie, im Design und in der Filmwelt, aber es gibt nichts Besseres, als draußen zu sein und sich die Dinge anzuschauen, ohne Ziel zu laufen, umherzuwandern, sich zu verlaufen.  Du kannst auch auf einem leeren Parkplatz fesselnde Dinge finden, wenn du sie sehen willst.  

Ich lasse mich von der Musik inspirieren, die ich höre. Ich glaube, es gibt immer eine "Farbe", die wir mit der Musik in unseren Ohren wahrnehmen, vielleicht findet diese Farbpalette auch ihren Weg in meine Bilder.  

Inspiration kann das Licht sein, ein seltsames Ereignis oder etwas, das ich sehe und das mich zum Lachen bringt. Zu 90 % betrachte ich die Dinge so, wie ich sie mir vorstelle, wie ich die Szene einrahme. Es ist wirklich eine Lebenseinstellung, eine Vollzeitverpflichtung, die Dinge um mich herum auf eine bestimmte Weise zu betrachten.  

Was sind deine Pläne für den Rest des Tages?     

Ich bin gerade bei meinen Eltern und werde später am Nachmittag einen Zug nach Marseille nehmen. Ich muss unbedingt an einem Nebenprojekt arbeiten, das nicht nur fotografisch ist, sondern auch das Schreiben und die Herstellung von Objekten einschließt.

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