Mit Leidenschaft für Fotografie - das engagierte Kollektiv hinter Circulation(s)

Clara Chalou und Marie Guillemin - Photo: Claire Pathé

Stellen Sie sich bitte vor: Was ist Ihre Rolle bei Circulation(s)?

Clara Chalou und Marie Guillemin, zwei der zehn Kuratorinnen des Kollektivs Fetart, das das Festival Circulation(s) veranstaltet. Wir sind Spezialisten für zeitgenössische aufstrebende Fotografie und erkunden die neue europäische Szene auf der Suche nach Künstlern mit vielfältigen Blickwinkeln und Herangehensweisen. Jedes Jahr wählen wir etwa dreißig von ihnen aus, um sie im Rahmen des Festivals zu präsentieren. Unsere Rolle besteht sowohl darin, ihre fotografischen Arbeiten zu würdigen, als auch sie dabei zu begleiten, die beste Art und Weise zu finden, diese in einem kollektiven Raum auszustellen. Dafür erarbeiten wir eine globale Inszenierung, die eine Begegnung mit dem Publikum ermöglicht.

Was macht das Festival Circulation(s) zu etwas Besonderem in der Fotografieszene?

Circulation(s) ist das einzige französische Festival, das der europäischen Fotografie gewidmet ist, und wir setzen seit nunmehr 12 Jahren auf Förderung. Unsere Einzigartigkeit besteht darin, dass wir Fachleuten und der breiten Öffentlichkeit neue Talente vorstellen, die in Frankreich kaum oder nie ausgestellt werden. Wir pflegen eine freisinnige und zeitgenössische künstlerische Linie und suchen jedes Jahr nach Innovationen und Anregungen.

Photo: Sona Mnatsakanyan/Circulation(s)

Bilden Frauen in der Organisation des Festivals die Mehrheit? Ist diese Wahl bewusst getroffen worden? Wenn ja, warum? Welche Rolle spielen Frauen in Ihrer Organisation?

Wie soeben erwähnt, besteht unser künstlerisches Komitee aus 10 Kuratorinnen, die von einem festen Team von 3 Angestellten und etwa 30 Ehrenamtlichen, überwiegend Frauen, unterstützt werden. Diese Konstellation hat sich auf natürliche Weise ergeben. Es handelt sich nicht um eine besondere Absicht. Aber diese Besonderheit hat sich als echte Stärke erwiesen und uns eine ganz neue künstlerische Identität verliehen. Dies zeigt sich insbesondere in unserer Auswahl der Künstlerinnen und Künstler, die sich seit der ersten Ausgabe als paritätisch erweist, ohne dass wir auf dieses Kriterium achten müssen.

Die Fotografie war lange Zeit eine von Männern dominierte Domäne. Wie sehen Sie die Dinge heute?

Im Jahr 2019 saßen laut dem französischen Kulturministerium 61 % Frauen in den Hörsälen der Hochschulen, während nur vier von zehn Beschäftigten in Kulturberufen Frauen sind und nur 32 % der Frauen mit ihren Arbeiten auf Festivals ausgestellt werden. Die Fotografie bildet dabei keine Ausnahme. Es gibt gute Initiativen für eine größere Aufmerksamkeit für Fotografinnen und eine neue Generation von Kuratorinnen, aber bis zu einer echten Parität ist es noch ein weiter Weg.

Photo: Sona Mnatsakanyan/Circulation(s)

Welche Ratschläge können Sie jungen Fotografinnen und Fotografen geben, die bei Circulation(s) ausgestellt werden möchten?

Die einzigen Kriterien für eine Präsentation sind: Europäer/in sein oder in Europa wohnen und neu auf dem Gebiet sein, d. h. am Anfang seiner beruflichen Laufbahn stehen und nicht oder nur sehr wenig in Frankreich ausgestellt haben, und es gibt keine Altersgrenze. Wir geben jedoch nie ein Thema vor. Ziel ist es, die Bestrebungen und Anliegen der Fotoschaffenden zu zeigen und den Puls unserer Gesellschaften zu fühlen. Bei der Auswahl folgen wir nur unserer künstlerischen Linie und setzen uns für eine Vielfalt an Formen und Inhalten sowie für unterschiedliche fotografische Sprachen ein, die für das zeitgenössische Schaffen repräsentativ sind. Wir bringen gerne engagierte und kleine Projekte, dokumentarische und plastische Ansätze und manchmal eine schöne Mischung aus beidem zusammen.

Während des Festivals am 9.4.2022 findet zwischen Clara Chalou, Kuratorin der Ausstellung, und einem WhiteWall-Experten eine Diskussion rund um die Entstehung einer Ausstellung statt (Teilnahme nach Anmeldung). Alle Informationen finden Sie im Programm von Circulation(s).

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